Die Gegend ist unser beider Wunschheimat. Hier gehören wir hin, und hier wollen wir sein und bleiben. 365 Tage im Jahr ist mein Blick aus meiner Küche anders, die Natur und die Berge zeigen mir täglich ihre Veränderlichkeit und gleichzeitig ihre Präsenz und Konstanz. Das ist kein Widerspruch, sondern bringt mich zu meinem Lieblingsort.
Bevor uns unser Familienmitglied Hund Juna begleitete, hatten wir einen Border Collie mit Namen Mai. Mit Mai sind wir (wie auch jetzt mit Juna) die Gegend oberhalb Tschlin stundenlang abgelaufen. Alle Wege hier sind einsam, bestens markiert und perfekt, um nach einem lauten, intensiven Arbeitstag im Laden abzuschalten, einzutauchen und wieder aufzutanken.
Mai kannte die meisten Wege und Runden und wusste auch, wo die Rastplätze sind. Unser liebster Rastplatz war ein grosser Stein, perfekt zum Sitzen, um ins Tal runterzuschauen, zum Verschnaufen und um Zwiesprache zu halten. Da wurden wir beide immer ganz ruhig und entspannt, und wir spürten die erdende Kraft dieses Flecken Erde. Als Mai starb, war für uns klar, dass wir ihre Asche genau dort verstreuen mussten. Es war unser gemeinsamer Ort. Zugleich mochten wir auch den Gedanken, dass sich ihre Asche mit dieser Erde vermischen wird und sie irgendwie auch weiterhin runterschauen kann. Wir gehen oft da hin, natürlich auch mit Juna, und dann setzen wir uns auf diesen Stein und denken an sie. Das Herz wird ganz schwer, wenn man da sitzt. Der Ort bedeutet Trauer und Verlust, aber auch schöne Erinnerung, Aufbruch und Erneuerung. So vielseitig wie der Blick aus meinem Fenster.