Die Weihnachtskrippe und ihre Protagonist*innen. Hier die Krippe am Waltherplatz in Bozen.
Die Weihnachtskrippe und ihre Protagonist*innen. Hier die Krippe am Waltherplatz in Bozen. © Jürg Wirth

Die Weihnachtsgeschichte und ihre Bestandteile

Jürg Wirth Alle dürften sie schon einmal gehört haben, die Weihnachtsgeschichte. Wo Maria und Josef keine Unterkunft fanden, sie ihr Kind – Jesus – im Stall gebären mussten und dann Besuch bekamen von Hirten und Königen. Hier lesen Sie nicht die Geschichte, dafür ihre Bestandteile.

Josef

Josef war bekanntlich der Mann von Maria und Vater von Jesus. Wobei, er war ja nicht der Vater, jedenfalls nicht der leibliche Vater von Jesus, weil Maria ja durch die Wirkung des Heiligen Geistes schwanger geworden war. Deshalb wird Josef im katholischen Schrifttum als «Nährvater» oder «Ziehvater» von Jesus bezeichnet. Auch während der Ehe war, rein sexuell gesehen, nicht sehr viel los. So nehmen sowohl die griechisch-orthodoxe wie auch die römisch-katholische Tradition an, dass Josef mit Maria eine Ehe geführt habe, ohne Geschlechtsverkehr zu vollziehen. Von daher kommt der Begriff «Josefsehe».

Das Proto-Evangelium des Jakobus, eine Art frühchristliches Evangelium, beschreibt Josef im Moment seiner Verlobung mit Maria als älteren Wittwer, der bereits einige Söhne hatte. Interessant ist auch, dass besagtes Proto-Evangelium das Leben der Maria schilderte. Obwohl die Schrift in der ganzen Kirche sehr populär war, wurde sie nicht in den Kanon der biblischen Schriften aufgenommen.

Auch Josef wird in den Evangelien und anderen neutestamentarischen Schriften nicht erwähnt. Dies, so die gängigen Schlussfolgerungen, weil er bereits vor den öffentlichen Auftritten Jesus’ gestorben sei. Eine These, die auch die historische Jesusforschung verfolgt. Christliche Schriften berichten, dass Josef vor der Kreuzigung von Jesus verstarb, im Beisein seines Sohnes.

Gemäss neuem Testament arbeitete Josef als «Tekton», was so viel bedeutet wie Bauhandwerker. Allerdings schreibt das Markus-Evangelium diesen Beruf auch Jesus zu, was sich aber aus historischer Sicht nicht widersprechen muss.

Josef war Bauhandwerker und schon ein älterer Mann, als er mit Maria zusammenkam.
Josef war Bauhandwerker und schon ein älterer Mann, als er mit Maria zusammenkam. © Jürg Wirth

Maria

Maria ist die Mutter von Jesus, die leibliche. Sie gebar Jesus in einem Stall zu Bethlehem, der Heimatstadt von Josef. Nach Bethlehem mussten sie zur Volkszählung. Das bereits erwähnte Proto-Evangelium des Jakobus sagt, dass Maria die Tochter von Anna und Joachim war und als Tempeljungfrau unter der Obhut der Priester im Tempel von Jerusalem aufwuchs. Josef lernte sie nicht einfach auf dem Markt oder sonst wo kennen, nein, die Priester suchten für ihre Jungfrau einen Mann, der ihre Jungfräulichkeit behüten sollte, als sie mit Beginn der Pubertät den Tempel verlassen musste. Hohepriester Zacharias übernahm die Suche, nachdem ihm ein Engel erschien, welcher ihm auftrug, alle Wittwer Israels zu versammeln, ein jeder mit einem Stab. Josef soll sich mitten aus der Arbeit zum Tempel aufgemacht haben. Darauf betete der Hohepriester mit den Stäben der Männer. Als er ihn Josef zurückgeben wollte, schlüpfte eine Taube aus Josefs Stab. Das war das gesuchte Zeichen.

Als Mutter Jesu wird Maria im Christentum besonders verehrt und selbst im Koran ist sie als jungfräuliche Mutter erwähnt. Der Name Maria ist die griechische Form des hebräischen Namens Mirjam und bedeutet auf Deutsch übersetzt «Meeresbitter». Dabei steht «mir» für bitter und «jam» für Meer. Nach dem Lukas-Evangelium verkündete ihr der Engel Gabriel von der bevorstehenden Geburt des Sohn Gottes, Jesus. Auf die Frage «wie denn das», da sie ja keinen Mann habe, antwortete der Engel nur, dass der Heilige Geist über sie kommen werde. Im Christentum wird Maria sehr verehrt, unter anderem mit dem Rosenkranzgebet. Im Koran ist Maria die einzige erwähnte Frau und kommt in sechs Suren der insgesamt 40 Verse vor.

Ebenfalls bekannt ist Maria als Schwarze Madonna. Diese ist die Schutzpatronin von Katalonien in Spanien und im Kloster Montserrat in der Nähe von Barcelona zu besichtigen.

Wer nicht so weit gehen möchte, kann zur Schwarzen Madonna ins Kloster Einsiedeln fahren. Zumindest früher hingen neben der Schwarzen Madonna Krücken und andere Insignien von Menschen, welche dank dem Schutz der Schwarzen Madonna von Gebrechen geheilt worden sind.

Maria wuchs als Tempeljungfrau auf.
Maria wuchs als Tempeljungfrau auf. © Jürg Wirth

Jesus

Mit Angaben zu Jesus Christus, dem Gottessohn, geboren von Maria, liesse sich alleine das ganze Heft füllen. Jedenfalls erblickte er in der Heiligen Nacht, am 25. Dezember im Jahre 0, das Licht der Welt in einem Stall zu Bethlehem.

Der Mann aus Nazareth, von Beruf Bauhandwerker, bewegte und bewegt die Leute bis heute, auch in der Populärkultur. Zum Beispiel im Musical «Jesus Christ Superstar», einer Rockoper, die am 12. Oktober 1971 in New York uraufgeführt wurde. Die Musik dazu schrieb ein gewisser Andrew Lloyd Webber, der später einer der erfolgreichsten Musical-Komponisten werden sollte.

Im Film «Ben Hur» kommt Jesus ebenfalls vor. Dies, weil der Protagonist des Filmes zur selben Zeit wie Jesus lebt. So besucht Ben Hur die Bergpredigt und hilft dem zusammengebrochenen Jesus, sein Kreuz zu tragen. Danach wird Jesus gekreuzigt.

Die britische Band Depeche Mode feierte mit ihrem Song «Personal Jesus» grosse Erfolge. In «Hymn», dem ultimativen Slowdance-Stück von Barclay James Harvest, spielt Jesus gar die Hauptrolle, genauso wie an jedem Krippenspiel an Weihnachten.

Jesus, hier als neugeborenes Kindchen, beeinflusste unter anderem auch die Popwelt.
Jesus, hier als neugeborenes Kindchen, beeinflusste unter anderem auch die Popwelt. © Jürg Wirth

Die Hirten

Gemäss der Kinderbibel von D. A. Cramer-Schaap waren die Hirten seinerzeit die ärmsten, einfachsten und oftmals auch die unehrlichsten Menschen. Doch gerade ihnen verkündete Gott als Erstes die frohe Botschaft. Sie hielten Wache auf dem Feld, schliesslich hätte ja ein Wolf ihre Tiere fressen können. Da wurde es neben ihrem Feuer plötzlich gleissend hell und ein Engel erschien. «Fürchtet euch nicht», sagte er den etwas verängstigten Hirten, die bereits dachten, Gott wolle sie für irgendetwas bestrafen. Der Engel verkündete von der Geburt Jesu und lotste die Hirten dann dorthin. Bald darauf standen sie ehrfürchtig vor dem Christuskind an der Krippe.

Und selbstverständlich sind Hirt*innen heute nicht mehr so arm wie seinerzeit und schon gar nicht unehrlich. Sie stammen meistens aus dem benachbarten Ausland und sorgen zu einem grossen Teil dafür, dass die hiesigen Alpen überhaupt noch betrieben werden können.

Weihrauch

Irgendwann nach den Hirten fanden dann auch die drei Könige zum Jesuskind und brachten ihm Geschenke mit, darunter Weihrauch.

Wer schon einmal zu einem besonderen Feiertag an einer Messe in einer katholischen Kirche teilgenommen hat, kennt den Geruch von Weihrauch. In einer goldenen Kugel aus zwei Hälften, fixiert mit vier Kettchen, brennt oder raucht der Weihrauch. Ministrant*innen oder Pfarrer schwenken die Kugel hin und zurück, wobei sie immer wieder leicht an die Ketten schlägt, was ein rhythmisches Geräusch verursacht und einen in Kombination mit dem schweren Duft durchaus in eine leichte Trance versetzen kann.

Weihrauch entsteht beim Verbrennen von luftgetrocknetem Gummiharz von sogenannten Boswellia-Arten. Das sind kleinere Büsche, die in Trockengebieten um das Horn von Afrika wachsen.

Bereits seit frühester Zeit bis ins Jetzt werden Präparate aus Weihrauch in der Medizin verwendet.

In der Zeit von Jesu Geburt war Weihrauch äusserst wertvoll.

König Balthasar brachte Weihrauch als Geschenk.
König Balthasar brachte Weihrauch als Geschenk. © Jürg Wirth

Myrrhe

Neben dem Weihrauch brachten die Könige auch Myrrhe mit, was dem Weihrauch ziemlich nahekommt. So ist Myrrhe ebenfalls ein getrocknetes Harz, diesmal einfach vom Myrrhe-Strauch. Dieser kann bis zu drei Meter hoch werden und wächst in Somalia. Auch Myrrhe fand schon lange Eingang in die Medizin und wurde vor allem bei Bronchitis oder Darmentzündungen vewendet. Auch in der Parfümindustrie ist Myrrhe wegen des leicht würzig-süssen Dufts von balsamischer Feinheit sehr beliebt. Und dann gibt es noch die Wencke Myhre.

König Kaspar brachte Myrrhe mit an die Krippe.
König Kaspar brachte Myrrhe mit an die Krippe. © Jürg Wirth

Ochse

Im Stall, wo Jesus zur Welt kam, stand auch ein Ochse. Ein Ochse ist ein kastrierter Stier und wird respektive wurde seit jeher in der Landwirtschaft eingesetzt. Aufgrund ihrer, wegen der Kastration, eher ruhigen Art dienten sie lange Zeit als Zugtier. Dies vor allem bei ärmeren Leuten, die sich anfangs kein Pferd leisten konnten. Ochsen waren geschickt, trittsicher und kräftig. In Lavin erzählt man sich noch heute, dass sie die grossen Steine für den Wiederaufbau herangeschafft hätten. Zum Teil hätten sie sie gar gerade über die Mauern gezogen.

Der Ochse wurde früher oft als Zugtier eingesetzt.
Der Ochse wurde früher oft als Zugtier eingesetzt. © Jürg Wirth

Esel

Auch einen Esel gab es im Stall. Esel sind eigentlich Wüstentiere und Trockenheit sowie karges Futter gewöhnt. Stehen sie aber in einem hiesigen Stall, vergessen sie das rasch und verlangen lauthals nach anständigen Futterrationen. Mindestens so anständig wie die der Schafe nebenan. Esel sind stur oder vorsichtig bis zurückhaltend. Neue Situationen müssen sie erst einmal ausgiebig auschecken, und fliessendes Wasser überqueren sie praktisch nicht. Ausser man baut ihnen eine «Eselsbrücke».

Die Infos stammen, wenn nicht aus eigener Erfahrung und eigenem Wissensschatz, aus der Online-Bibliothek und der Bibel für Kinder.

Esel über fliessendes Wasser zu bringen, gelingt nur mit einer Eselsbrücke.
Esel über fliessendes Wasser zu bringen, gelingt nur mit einer Eselsbrücke. © Jürg Wirth

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