Mit der Zivilisation hat sie es eher nicht so. Das erstaunt aber nicht weiter, schliesslich ist sie praktisch in Berghütten aufgewachsen. Sie, das ist Denise Tinner, und sie führt seit diesem Winter die Tuoi-Hütte im gleichnamigen Tal bei Guarda. Und etwas vom Schönsten am Hüttenleben findet sie, dass sie weit weg ist von der Zivilisation. «Grossstädte gehen für mich überhaupt nicht», sagt sie. Dass sie jetzt neu noch einen Hund hat, stärkt die Bindung zu einer Stadt auch nicht unbedingt.
Mit 13 Jahren hat sie zum ersten Mal auf einer Hütte gearbeitet. Das war auf der Bovalhütte, und zwar deshalb, weil sie in St. Moritz aufgewachsen ist und die Hütte deshalb vor der Haustüre lag. An besagten Orten hat sie auch die Schulen besucht und danach eine Lehre als Malerin abgeschlossen. Das kommt ihr nun in der Tuoi-Hütte zugute, denn dort will sie vor der Sommersaison die ganze Hütte im Innern neu streichen.
Ihre Berufslehre trug oder trägt zum Teil immer noch dazu bei, dass sie einen durchaus abwechslungsreichen Jahresablauf aufweisen kann. So arbeitete sie lange Zeit im Winter als Skilehrerin, im Sommer während 15 Jahren auf der Bovalhütte, und in der Zwischensaison auf dem Bau als Malerin – Job Rotation als One-Woman-Show quasi.
Hüttenvergangenheit …
Auch ist sie eine total flexible Arbeitnehmerin, was dann wiederum eine der wichtigsten Eigenschaften einer erfolgreichen Hüttenwartin sein sollte, wie sie selber sagt. Ihr ist sie eigen, und das Kochen natürlich auch. Erlernt und vertieft in ihren langen Jahren der Hüttenerfahrung, zum Beispiel auf der Bovalhütte. Ein Traum sei das gewesen und ein noch grösserer Traum sei es dann geworden, einmal selber eine Hütte zu führen. So hat sie begonnen, die Hütteninserate genauer zu studieren, hat sich für die Sasc Furä beworben, allerdings erfolglos, dann das Inserat der Lischana-Hütte gesehen und schliesslich noch dasjenige der Tuoi-Hütte. Bei beiden hat sie sich beworben und bei der Tuoi-Hütte den Zuschlag bekommen.
... und -zukunft
Mit ihren drei Mitarbeitenden hat sie dann am 27. Dezember 2023 primär für die Silvesterparty die Hütte geöffnet, dann nochmals geschlossen und jetzt ist die Hütte seit 1. Februar bis Ende April durchgehend offen.
Aber Moment mal, Tuoi-Hütte, die steht doch in unmittelbarer Nähe vom Piz Buin Pitschen, und der drohte letztes Jahr noch einzustürzen, weshalb die Hütte geschlossen blieb. «Ich hab ihn jetzt geklebt», meint die Wartin dazu scherzhaft. Tatsache ist aber, dass der Berg und seine Aktivitäten rund um die Uhr vermessen werden und so auf erhöhte Aktivität sofort reagiert werden kann. Bislang war das zum Glück nicht nötig, lediglich über Weihnachten hätte es aufgrund des heftigen Regens etwas gerumpelt, hat Tinner beobachtet und gehört.
Momentan würden die Gäste auf ihren Skitouren den Piz Buin Grond wieder besteigen und auch in der Rinne abfahren, sagt sie. Selbstredend, dass sie hofft, dass dies so bleibt und sie die Hütte bis auf Weiteres offenhalten kann. Nicht nur, weil sie ansonsten wieder zurück in die Zivilisation müsste.