Frostempfindliche Pflanzen soll man nach wie vor erst nach den Eisheiligen in den Boden setzen? Ja, absolut, im Engadin sowieso. Auch im Unterland würde ich dies empfehlen. Natürlich kommt der Frühling nicht jedes Jahr zur selben Zeit. Manchmal folgt ein Kälteeinbruch, manchmal nicht. Doch das macht die Arbeit im Garten spannend. Eine weitere gute Regel ist: Solange im Wald noch Schnee liegt, ist es zu kalt, um Sommerflor und Gemüse ungeschützt zu pflanzen.
Wie merken Sie den Klimawandel? Bei der täglichen Arbeit nicht direkt. Wetterschwankungen gehören seit jeher zu unserem Metier. Mal ist der Sommer trocken und heiss, mal ist er nass und feucht. Genau darum haben wir uns mit einem sehr breiten Angebot aufgestellt. Was aber auffällt, ist, dass inzwischen Stauden und Sträucher im Engadin gedeihen, die man vor 10 oder 15 Jahren noch nicht sah.
Was für Arbeiten kann man jetzt schon im Garten tun? Man kann zum Beispiel den Rasen rechen und altes Laub aufnehmen – oder jäten, das ist immer gut. Denn was ich im Frühling jäte, halte ich im Sommer einfacher sauber. Wichtig ist auch, Sträucher zurückzuschneiden, bevor sie anfangen zu treiben, etwa Rosen oder Johannisbeeren.
Sie haben auch Engadiner Hängenelken im Sortiment. Was muss man beachten, damit sie schön blühen? Ideal sind die schönen Engadinerhäuser. Diese haben einen dunklen Kartoffelkeller, um die Pflanzen zu überwintern, und Fenster mit tiefen Fluchten, die vor Wind schützen. Hängenelken sind sehr schön, aber benötigen viel Aufmerksamkeit. Es ist wie bei uns Frauen: Mit viel Liebe und Pflege werden sie jedes Jahr schöner.
Wann haben Sie zum letzten Mal Blumen erhalten? Ein guter Kunde bestellt jedes Jahr rote Rosen für seine Frau, die zu Weihnachten Geburtstag hat. Einen prächtigen Strauss für die Ehefrau plus eine Rose für mich. Diese nehme ich dann gerne zu mir nach Hause.
Elisa Bonorand-Müller führt die Giardineria Müller in Susch in 3. Generation. Der Familienbetrieb wurde 1928 von Friederich Müller gegründet, Elisas Grossvater. Vater Steivan Müller (81) und Mutter Elly (78) arbeiten noch immer mit viel Leidenschaft im Betrieb mit. Und auch von den drei Kindern und dem Ehemann bekommt Elisa helfende Hände und grosse Unterstützung. Die älteste Tochter Maria hat vor Kurzem die Gärtnerlehre abgeschlossen und ist nun Vollzeit im Familienbetrieb tätig.