Es gibt diejenigen, die auf den Sport setzen und den Beruf oder die Arbeit so auswählen, dass ihnen für ihr Hobby auch genügend Zeit bleibt. Dann gibt es jene, die voll auf den Beruf setzen, weshalb Hobbys und anderes zu kurz kommen. Und dann gibt es noch eine Handvoll jener, die auf beides setzen und beides seriös und mit Leidenschaft betreiben. Zu diesen gehört Domenic Bott. Eishockey, Fussball und Elektriker lauten die Eckpunkte in Botts Leben, nebst seiner Frau natürlich, mit der er unlängst ein Haus in Sur En da Sent gebaut hat.
Hockey spielt der 43-Jährige, seit er sich erinnern kann. Erst als gebürtiger Senter bei seinem Heimverein, dem HC Sent. Mit 14 Jahren wechselte er zum EHC St. Moritz, wo er bei den Novizen und Junioren spielte. Bald kehrte er aber wieder ins Unterengadin zurück und wechselte zum CdH Engiadina, wo er bis vor drei Jahren ausnahmslos in der ersten Mannschaft der zweiten Liga spielte. Zum Abschluss hängte er dann noch zwei Jahre beim HC Zernez in der dritten Liga an. Eine Karriere also fast wie die von Andres Ambühl vom HC Davos, zumindest von der Länge her. Jener habe durchaus etwas mehr Erfolg gehabt, wirft Bott mit leichtem Schmunzeln ein. Doch Erfolg ist relativ, und Leidenschaft steht über allem und diese hat Domenic Bott auch nach langen Jahren im Hockey noch immer für diesen Sport. Deshalb hat er dem Eis auch nicht den Rücken gekehrt mit Beendigung seiner aktiven Karriere als Spieler, sondern hat umgehend als Trainer weitergemacht – beim CdH Engiadina. Zusammen mit Andri Riatsch, Leo Camichel und Benny Wunderer. Zu viert seien sie, weil auch Riatsch und Camichel normal arbeiten würden, ohne aber dafür ihr Hobby aufgeben zu wollen. Auf diese Weise liesse sich die Belastung etwas vermindern. Die erste Mannschaft trainiert von Juni bis Ende Februar dreimal die Woche und hat ab Mitte September bis Ende Februar fast jedes Wochenende ein Spiel. Durch die Aufteilung gibt es für jeden Trainer maximal ein Training pro Woche und an die Spiele fahren sie jeweils zu zweit.
Harmonie im Team
Bei Schulklassen sagt man gemeinhin, dass zu viele Lehrpersonen die Kinder eher verwirren würden, als dass sie ihnen etwas beibringen. Ist das bei den Hockeyanern nicht so, Domenic Bott? Wichtig sei, dass sie sich untereinander gut absprächen, sodass nicht der eine A sagt und der andere B und dass sie im Team harmonieren. Und das würden sie tun. Dies zeigt sich in den aktuellen Resultaten im Dezember, wo das Team gerade eine Siegesserie hinlegte, nachdem der Saisonauftakt punktemässig eher nicht so gut verlaufen ist. Die Liga sei extrem ausgeglichen, sagt Bott dazu und fast jedes Spiel könne mal auf die eine oder auf die andere Seite kippen. Trotz der guten Resultate soll diese Lösung nur eine interimistische sein und sie seien auf der Suche nach einem neuen Trainer. Dabei fokussiere man auf Einheimische, da diese die Mentalitäten besser kennen. Beispielsweise die Liebe der Spieler zur Hochjagd, was bedeutet, dass während diesen Wochen im September kaum jemand ins Training käme.
Dass das Trainerteam harmoniert, hat aber auch damit zu tun, dass alle aus dem Mannschaftssport kommen und sich Domenic eigentlich gar nichts anderes vorstellen kann. «Ich finde Mannschaftssport faszinierend und etwas vom Besten, was es gibt.» Hier gilt es noch zu erwähnen, dass Domenic Bott auch Fussball gespielt hat und seit sieben Jahren Präsident des CB Scuol, des lokalen Fussballclubs ist.
Vor allem dank des Hockeys und auch wegen des Fussballs kenne er mittlerweile überall Leute. Speziell am Hockey schätzt er auch die Garderobenkultur, wenn sie nach den Spielen noch in der Kabine zusammensässen, diskutierten, festeten und Musik hörten. Früher sei dies vor allem Hardrock gewesen, die Jungen heute hätten eher andere Vorlieben, sagt Bott.
Und obwohl oder gerade weil – dies eher in Klammern – Bott beim Hockey und beim Fussball engagiert ist, möchte er dereinst keinen Fifa-Platz in Gurlaina, worauf Tennis-, Fussball- und Hockeyclub die Gemeinde in einem Brief hingewiesen hätten. Wohl wünschten sie sich Investitionen in den Platz. Kämen dann vielleicht auch Super-League-Teams ins Trainingslager, fänden sie das schon sehr gut.
Kontakt auf dem Eisfeld
Wie war das jetzt noch mit dem Beruf, wo Domenic ebenfalls nicht zurückstecken will. Der gelernte Elektroinstallateur mit Ausbildungen zum Sicherheitsberater, Projektleiter und absolvierter Meisterprüfung suchte nach 20 Jahren bei der Energia Engiadina eine neue Herausforderung und fand diese bei der Electra Buin. Dort ist er seit Mai 2021 Geschäftsführer und verantwortlich für ein 27-köpfiges Team. Klar, dass sich auch dabei Botts Liebe zum Teamsport zeigt und er sich voll und ganz bewusst ist, dass geschäftlicher Erfolg nur mit einem gut funktionierenden Team möglich ist.
Apropos gutes Team, ein solches bildet er auch mit seiner Frau Marina, und weil sie bei den Chicas Hockey spielt und Bott dort Trainer ist, sehen sie sich auch regelmässig. Ansonsten könnte die Zeit nebst Hobbys und Beruf tatsächlich knapp werden.