Die Regeln sind einfach: Es treten entweder zwei Spieler*innen gegeneinander an, oder dann jeweils zwei Zweierteams. Die Kontrahent*innen sitzen sich am Tisch gegenüber und werfen quasi eine Handvoll Finger über den Tisch; sprich, sie zeigen diese mit einer Hand. Die Spieler*innen müssen nun erraten, wie viele Finger jeweils gezeigt werden. Jedes richtige Ergebnis ergibt einen Punkt. Ein Spiel geht über fünf Runden à jeweils 11 Punkte. Im Engadin gibt es eine Murra-Hochburg in Sent. Starker Vertreter ist hier Mario Riatsch, und einen Verein in Zernez gibt es auch, dessen Präsident Curdin Duschletta ist. Den Weg ins Engadin gefunden hat Murra über die italienischen Arbeiter, welche die Eisenbahnlinien gebaut haben.
Was in der Theorie einfach klingt, ja fast unspektakulär, ist in Tat und Wahrheit eine nervenaufreibende und ziemlich lautstarke Sache. In rasanter Folge zeigen die Spieler*innen Finger, und ebenso schnell schreien sie sich Zahlen zu. Gleichzeitig zählen sie die Punkte zusammen, und irgendwann gratuliert man dann einander.
Wichtig sei, dass man einen guten Takt habe und immer wisse, wie viele Finger man zeige, erklärt Curdin Duschletta. Kennengelernt hat er das Spiel noch in der Schulzeit an einem «Spieletag», wo alle möglichen Spiele vorgestellt wurden, unter anderem auch Murra. Danach hätten sie es oft auch im Ausgang gespielt, in den Restaurants in Zernez. Mit Takt meint er den Rhythmus, in dem die Finger gezeigt werden. Die guten Spieler*innen blieben immer im Tempo, weniger Erfahrene könne man etwas «chatschar», also jagen, und sie damit zu Fehlern treiben. Wenn man weiss, was man selber zeigt, brauche es nur noch die Schätzung für den oder die Gegner*in. Die Sechs komme rein statistisch gesehen am meisten vor, und die Abfolge der gezeigten Finger dürfe auf keinen Fall eine Regelmässigkeit aufweisen.
So weit, so klar, und jetzt ab zum Üben. Denn der grösste Vorteil von Murra ist, dass man ausser der eigenen Hand und etwas Köpfchen nichts braucht und es überall gespielt werden kann.