Die Società ütil public Val Müstair ist ein alter Verein, 113 Jahre alt, um genau zu sein. 1910 gegründet von Pfarrer Rodolfo Filli, um Bedürftigen zu helfen, aber auch, um Gemeinschaft und Bildung zu stärken. Mitglieder waren damals alle Einwohnenden des Val Müstairs. Dies allerdings nur gerade bis ins Jahr 1913, dann spaltete sich die Gemeinde Müstair ab, aus religiösen Gründen.
Dem Schaffensdrang der Società respektive deren Vorstehers tat dies keinen Abbruch. So baute der Verein die Tessanda auf, die Weberei in Sta. Maria. Dies auch, um den damals zahlreichen Heimweberinnen eine sichere Arbeit und ein Einkommen zu bieten. Parallel zum Aufbau der Tessanda gründete die Gesellschaft auch gleich noch die Berufsschule Sta. Maria, welche heute noch aktiv ist – genau wie die Tessanda. Die Berufsschule ihres Zeichens ist die kleinste der Schweiz notabene und untersteht immer noch der Società ütil public, während die Tessanda mittlerweile eine Stiftung ist.
Auch temporäre Zahnarztkliniken wurden damals organisiert. Dafür wurde das Hotel Schweizerhof in Sta. Maria drei- oder viermal im Jahr zur Zahnarztpraxis fürs Tal. Wer wollte oder musste, konnte vorbeikommen und wurde von Notaporta Gaudenz behandelt. Wobei die Behandlung des Öfteren «Zahn ziehen» bedeutete. So sorgte die Gesellschaft für das Geschehen und die Geschicke im Tal, und die Jahre kamen und gingen, während die Gesellschaft blieb.
Dass sie heute noch existiert, ist sicher auch Peder Andri zu verdanken, der seit 1999 als Präsident amtet. Dabei steht er theoretisch rund 1500 Mitgliedern vor. Denn gemäss Statuten sind alle Einwohnenden des Tals automatisch Mitglied der Società ütil public. Entsprechend bezahlt die Gemeinde pro Kopf CHF 3.50 in die Vereinskasse. Damit haben sie unter anderem die Spitex aufgebaut, welche aus der Nachbarschaftshilfe hervorging und mittlerweile dem Spital angegliedert ist. Aber auch eine etwas anonymere Hilfe in Form von einfacher Lebensbegleitung oder dargebotenem Ohr für Menschen, die eher etwas einsam im Leben stehen, leistet die Gesellschaft.
Vor allem aber würden sie die Gemeinschaft pflegen, sagt Andri. Dies mit regelmässigen Ausflügen und Referaten. Aber auch in die Ferien fahren sie ab und zu gemeinsam. Nächstes Mal diesen April in die Nähe von Rimini ans Meer. Allerdings würde von ihnen niemand mehr baden, meint Andri verschmitzt. Er füllt das Präsidentenamt sehr gerne aus und bringt immer wieder neue Ideen ein. Nachfolger*innen zu finden, sei allerdings schwierig, gibt er zu.
Tatsächlich sind mittlerweile auch die Mitglieder in die Jahre gekommen, was dem regen Vereinsleben aber keinen Abbruch tut, im Gegenteil. So stehen die Chancen gut, dass die Società ütil public noch viel, viel älter wird.