Jürg Wirth//Valchava ist das dritte Dorf im Val Müstair, wenn man vom Ofenpass herkommt. Und wenn man von Südtirol herkommt, auch – Valchava liegt also gewissermassen mitten im Val Müstair. Doch egal, ob man von oben oder von unten kommt, man muss aufpassen, wenn man das schmucke Bauerndorf nicht verpassen will. Nicht, weil es so klein ist, sondern weil das Dorf auf der Talstrasse umfahren wird.
Schade wäre es auf jeden Fall, würde man nicht den Blinker setzen und Valchava erkunden wollen. Kommt man von oben, durchquert man erst den alten, engen Dorfteil und steht kurz darauf auf dem Postplatz, mit der Post zur Rechten und dem Hotel Central zur Linken. Das Hotel fällt auf durch die reich bemalte Fassade, einem Werk der fünf Künstler Otmar Derungs, Paulin Noutclà, Ivan Zangerle, Duri Fasser und Laura Bott, auserkoren in einem Wettbewerb. Dann selbstverständlich durch die Karte mit einheimischen Klassikern und seit Neuestem auch durch die Schwalben. Denn das Central ist auch ein wenig ein Schwalbenhotel, so hat der Besitzer, Cristian Hohenegger, unlängst an der Fassade zur Umfahrungsstrasse 20 Kunstnester für Mehlschwalben montieren lassen. Schon kurze Zeit später war ein Grossteil dieser «Zimmer» vermietet.
Unmittelbar nach dem Hotel auf der rechten Seite folgt das Dorf- und Talmuseum, Chasa Jaura. Dieses ist ein Heimatmuseum und zeigt, wie die Leute früher gelebt haben und der oft kargen und teilweise auch unwirtlichen Natur Erträge abgerungen haben. Ergänzt werden die Stücke aus früheren Zeiten von korrespondierender zeitgenössischer Kunst.
Und von wegen Erträgen, diese werden in Valchava ganz besonders gefeiert. Jeden Herbst findet dazu ein Erntedankfest statt. Begonnen als kleiner Umzug fürs Dorf und die umliegenden Gemeinden, zieht der Anlass heute Leute aus nah und fern an. Solche, die beim Umzug mitlaufen und ihre Trachten und Güter präsentieren und halt auch solche, die am Strassenrand stehen und den äusserst farbenprächtigen Umzug bewundern.
Ebenfalls zu erwähnen in Valchava gilt es noch die Kirche mit dem barocken Kirchturm aus dem 15. Jahrhundert. Und dann natürlich die Tatsache, dass Valchava ein ausgezeichneter Ausgangsort für verschiedenste Wanderungen und Touren ist. Gut ist, selbstverständlich, wenn man danach wieder in den Ort zurückkehrt, ob von der oberen oder unteren Seite, ist dann egal.
