War der Beruf des Pfarrers immer schon Ihr Traumberuf? Nein, dieser Traum musste reifen, um dann in Erfüllung zu gehen. Glauben und Theologie haben mich schon als Jugendlicher fasziniert, der Pfarrberuf hat sich dann in der Ausübung als Traum offenbart.
Wieso hat es Sie nach Valsot verschlagen? Aus Berufung! Tatsächlich war es schlicht ein Bauchgefühl, dass ich hier einen Ort finden würde, an dem ich gerne leben und arbeiten möchte. Die Stelle war ausgeschrieben, ich mag die Berge und fand die Idee bestechend, Rätoromanisch zu lernen und mich auf eine neue Umgebung einzulassen.
Gibt es genügend «Nachwuchs» bei den Pfarrer*innen? Der Pfarrberuf ist derzeit bei jungen Menschen nicht «en vogue», obwohl er viele schöne Seiten hat. Man ist nahe bei den Menschen, darf in den unterschiedlichsten Lebenssituationen ein Stück Weg gemeinsam gehen, und auch die dazugehörende geistige und geistliche Arbeit sind ungemein bereichernd.
Wie sehen Sie die Zukunft der reformierten Kirche? Ich traue den Kirchen viel zu in Zukunft – schliesslich gibt es wenig andere Gemeinschaften, die auf fast zweitausend Jahre Geschichte zurückblicken können und sich stets an neue Zeiten und Erkenntnisse angepasst haben, ohne ihre Identität zu verlieren. Da die reformierte Kirche in Graubünden seit ihren Anfängen demokratisch verfasst ist, verändert sie sich mit den Menschen, die sie ausmachen.
Was müsste sich auf der Welt Ihrer Ansicht nach verändern, damit es mehr Frieden und weniger religiöse Auseinandersetzungen gibt? Leider erleben wir derzeit einmal mehr, zu welchen Gewalttaten Menschen fähig sind. Christus ruft uns auf zu Versöhnung, zum Neubeginn, zum Frieden! Doch Frieden ist im Kleinen wie im Grossen mit steter Arbeit verbunden, in der uns unser Glaube anleitet, unterstützt und uns auch dann Hoffnung schenkt, wenn uns die Vernunft an der Natur der Menschheit zweifeln lässt.
Die Fragen stellte Florio Cantieni.
Pfarrer Christoph Reutlinger ist seit dem 1. Oktober 2013 Pfarrer in Valsot.