Nein, ein Spaziergang wird dieser Transalpine Run nicht: Beim Trailrennen werden die Alpen von Lech am Arlberg bis Prad am Stilfserjoch in sieben Etappen überquert. Dabei gilt es, rund 15'000 Höhenmeter aufwärts und etwa ebenso viele abwärts zu bewältigen, dies auf einer Gesamtstrecke von 268 Kilometer. Gerannt wird entweder alleine oder zu zweit im Team. Nicht nur, dass Scuol Ziel- und Startort von jeweils einer Etappe ist, es nehmen auch gleich drei Teams aus der Region an diesem Rennen teil. Diese sind Arina und Micha Steiner Riatsch, Susi und Hannes Pfranger sowie Fadri Furrer und Silvano Pua.
Grund genug also, einen der Teilnehmenden etwas genauer zu beleuchten und die Beweggründe für die Teilnahme auszuloten. Was also macht den Reiz eines solchen Rennens aus? Weshalb nimmt man da teil, Fadri Furrer?
«Weil wir da unglaublich Spass haben werden miteinander», antwortet der Scuoler prompt. Furrer ist denn auch ein äusserst erfahrener Bergläufer und Alpinist. Begonnen hat er bereits mit sieben Jahren. Da ist er zwar noch nicht gerannt, stand damals aber mit Vater und Bruder zum ersten Mal auf dem Piz Lischana. Ab da gab es praktisch kein Halten mehr, und er ging immer öfter «z’Berg». Erst normal wandernd oder bergsteigend, dann aber, mit aufkommendem Ehrgeiz, sei das Tempo dazugekommen, erinnert er sich. «Ich bin sehr ehrgeizig und messe mich gerne mit anderen», beschreibt er sich. Gerne wartet er auch mit diversen Bestzeiten auf: In einer Stunde und 55 Minuten sei er mal von Lavin auf den Piz Linard gerannt. Unlängst ist er in einer Stunde und 33 Minuten den Wanderweg entlang auf den Niesen gesprintet. Eigentlich wollte er am Treppenlauf mitmachen, doch hat er keinen Startplatz bekommen. Wer weiss, vielleicht kann da Urs Wohler, ehemaliger Tourismusdirektor der Region und jetziger Direktor der Niesenbahn, etwas machen.
Rennen schon fast als Beruf
Niesen, so denkt man, liegt jetzt nicht gerade in der Gegend. Oder weshalb rennt Fadri da hoch? Weil der Niesen für ihn nah ist, denn momentan wohnt er in Steffisburg bei Thun und arbeitet in einem Holzbaubetrieb als Holzbaupolier. Denn nicht nur beim Rennen pflegt er steil aufzusteigen, sondern auch im Beruf, wenn er sich reingibt. Nach der Lehre als Zimmermann bei Thomas Hugentoblers Holzbauunternehmen arbeitete er fünf Jahre bei Foffa Conrad im Holzbau, wechselte dann nach Zürich, wo er die Ausbildung zum Holzbaumeister absolvierte. Danach leitete er eine Abteilung mit 25 Leuten. Allein die Lust zu rennen meldete sich plötzlich wieder, weshalb er eine einjährige Auszeit von der Arbeit nahm. Er zog nach Zermatt und rannte und rannte und rannte. Zum Beispiel in einem Tag aufs Matterhorn und wieder runter. Und natürlich würde er das Rennen gerne zum Beruf machen respektive davon leben können, doch so weit ist es noch nicht. Obwohl er sehr viel Zeit in sein Hobby investiert und praktisch jedes Wochenende rennt, und dazwischen auch noch.
Zwei «Hölzige» zusammen
Beim Rennen, allerdings mit Tourenski, hat er denn auch seinen Transalpine-Partner Silvano Pua aus Vnà kennengelernt. Beide nahmen sie am Skitourenrennen auf der Motta teil. Silvano stieg von Ftan bis zur La Palma Bar auf und Fadri von Prui an denselben Zielort. Beide waren auf dem Podest, so kam man ins Gespräch. Nebst den gemeinsamen Vorlieben für Rennen verbindet die beiden auch die Liebe zum Holz, wie sie schnell bemerkten. Vom Ausgang kannten sie sich nicht, denn Furrer ist zehn Jahre älter als Pua. Dieser ist gelernter Schreiner und momentan als Durchdiener in der Rekrutenschule. Furrer freut sich auch auf das Rennen im Team. Er geht davon aus, dass für einen Tag Pua die besseren Beine habe und am anderen dann wieder Furrer. Schliesslich sei man zu zweit, damit man sich gegenseitig «pushen» könne. Und ab und an mal «pushen» muss man sich ganz bestimmt, um dieses harte Rennen durchzustehen.