Eigentlich könnte das Unterengadin ein wichtiger Ort für Tanz sein. Dafür steht einerseits die Tradition der Volkstänze und Tanzgruppen, welche jedoch etwas an Beliebtheit eingebüsst haben.
Dafür arbeitet Hannah Hertkorn seit dem Frühling 2016 umso intensiver daran, die Talschaft zum Tanzen zu bringen. Seit sieben Jahren nämlich führt die gebürtige Aachnerin und staatlich geprüfte Lehrerin für Tanz und Gymnastik sowie Tanzpädagogin die «Dance Impressions» in Scuol. Erst am Stradun, seit mehreren Jahren nun unterhalb des Bahnhofs just neben der Clinica Alpina. Mittlerweile arbeitet sie auch nicht mehr alleine. Marianne Lechthaler und Natascha Pattis ergänzen das Team. Marianne unterrichtet Pilates und «Bauch, Beine, Po», während Natascha auf orientalischen Tanz spezialisiert ist. Nun sind aber auch die Tage dieser Location gezählt und Hannah muss spätestens im Oktober nächsten Jahres mit ihrer Schule zügeln. Deshalb ist sie gegenwärtig noch auf der Suche nach einem neuen, passenden Raum.
Wechselnde Tanzvorlieben
Die in Hamburg ausgebildete Tanzlehrerin selbst bietet einen bunten Strauss an Angeboten. Das reicht von Ballett, klassischem Paartanz, Jazzdance über Street- oder Line-Dance bis hin zu Modern Dance, und sie betreut auch Brautpaare vor ihrem Hochzeitstanz. Wichtig ist ihr dabei, ein ansprechendes Angebot für Menschen zu schaffen, die sich gerne bewegen. Für Kinder ist es ein Training in Koordination und Merkfähigkeit, bei den Älteren dient es als Vorbeugung gegen Vergesslichkeit und steife Gelenke. Das Ganze verpackt in Kreativität und Spass. Tanzen ist in jedem Alter perfekt.
Die Beliebtheit der einzelnen Kurse ändere sich immer wieder etwas, sagt sie. Im Moment sei sie bei den Erwachsenenkursen bis auf einen Abend komplett ausgebucht, und auch bei den Kinderkursen hat sie kaum noch Platz. «Ballett», so erinnert sie sich, sei anfangs sehr harzig gelaufen, heute aber übervoll. Luft nach oben gibt es dort lediglich noch bei den Jungs. Diese würden sich nicht richtig trauen, die Kurse zu buchen, weil sie Angst vor Hänseleien in der Schule hätten. Abhilfe könnte hier vielleicht der Film «Billy Elliott» schaffen. Dort geht es um die Geschichte eines Jungen aus einem englischen Bergarbeiterdorf, der schliesslich gegen alle Widerstände Balletttänzer wird und am Schluss auch Vater und Bruder stolz macht.
Männer in der Unterzahl
Aber auch im Erwachsenenalter sind die Männer in der Unterzahl, weil sie kaum Kurse buchen. Am ehesten noch im Paartanz, weshalb Hannah darauf schaut, dass die Kurse nicht gerade während der Jagd stattfinden. Sie findet es aber unbedingt wichtig, dass Männer tanzen können. «Was gibt es Schöneres, als einen tanzenden Mann», ist ihr Argument dazu.
Damit die Leute, welche jetzt nicht gerade eine Probelektion buchen wollen, trotzdem sehen, wie Tanzen aussieht, führt Dance Impressions alle zwei Jahre ein grosses Stück auf.
Dieses Jahr ist es «Janaiverin» nach dem gleichnamigen Kinderbuch. Aus Mangel an Tänzern heisst das Stück allerdings «Janaivrina» und wurde von der Autorin Fadrina Hofmann leicht adaptiert. Fast alle Schülerinnen machen mit, insgesamt gut 60 Leute zwischen drei und 67 Jahren. Aufgeführt wird das Stück am 18. November um 18.00 Uhr im Gemeindesaal Scuol.
Und wer weiss, vielleicht gibt es danach noch mehr Tänzer*innen im Unterengadin.