Während den letzten 25 Jahren haben schon Tausende von Besuchenden den Weg zum Infomobil des Schweizerischen Nationalparks (SNP) gefunden. Jeden Sommer steht dieses von Anfang Juli bis Anfang Oktober an gut frequentierten Orten im und um den SNP. Anfang Saison macht es jeweils beim Hotel Parc Naziunal Il Fuorn Station, im September zur Zeit der Hirschbrunft erwartet es die Gäste am Eingang zur Val Trupchun. Dazwischen war es auch schon öfters in Scuol, Müstair, Zuoz, Pontresina, St. Moritz oder gar Klosters aufgestellt.
Die beiden offenstehenden Klappen signalisieren von weitem, dass das Infomobil besetzt ist und sorgen zugleich für eine einladende Atmosphäre. Oft ist das Relief vor dem Infomobil von interessierten Besuchenden umringt. Aus der Sicht des Adlers kann der SNP mit seinem gut 100 Kilometer langen und auf dem Relief eingezeichneten Wanderwegnetz auf einen Blick betrachtet werden. Das betreuende Infomobilpersonal vermittelt dazu Hinweise, wo sich am besten Hirsche, Gämsen oder Murmeltiere beobachten lassen oder wo gerade Enziane oder Edelweiss blühen. Auch über technische Schwierigkeiten, Wanderzeiten oder Anschlüsse mit dem öV wissen sie Bescheid. Interessierte machen sie auf geführte Exkursionen, anstehende Vorträge oder Mitte Juli auf aktuelle Filme am Nationalpark-Kino-Openair aufmerksam. Anhand ausgestellter Präparate erklären sie geduldig die Unterschiede zwischen Horn- und Geweihträgern. Kinder lassen sie tastend die Arve von der Bergföhre unterscheiden oder sie enthüllen die Geheimnisse, die hinter dem Logovogel des SNP, dem Tannenhäher stecken.
Unerschöpfliche Themenvielfalt
Während vor 25 Jahren die geplante Erweiterung des SNP für Gesprächsstoff sorgte, war es 2005 der erste Bär, der nach 101 Jahren dem Engadin erstmals wieder einen Besuch abstattete. Eine Sensation war 2007 der erste, im SNP geschlüpfte Bartgeier. Heute können Bartgeier fast täglich beobachtet werden. Wie sich dieser grösste Vogel der Alpen vom Steinadler unterscheiden lässt, darüber wissen wiederum die Infomobil-Betreuenden Bescheid. Aktuell sorgt der Wolf für engagierte Diskussionen. Auch die Frage, wie sich Flora und Fauna im SNP und im gesamten Alpenraum mit steigenden Temperaturen verändern, ist von grossem Interesse. Die aktuellen Forschungsprojekte im SNP liefern immer wieder neue Fakten, deren Vermittlung ebenfalls zu den Aufgaben der Infomobil-Betreuenden gehören.
Herausforderndes Jobprofil
Neben der vielfältigen Informationsvermittlung verkauft das Infomobil-Personal auch Wanderkarten, Bestimmungsbücher, Sonnenhüte oder Plüschtiere. Auch die geltenden Regeln wie zum Beispiel das Hundeverbot müssen in allen gängigen Sprachen dem Gast vermittelt werden. Dabei ist wichtig, dass sich die Besuchenden stets willkommen fühlen und kompetent Auskunft erhalten. Von den Infomobil-Betreuenden verlangt dies ein hohes Mass an Fachwissen und Sozialkompetenz.
In der Regel sind die Betreuenden Studierende des Fachbereichs Geografie der Universität Zürich, die erste Praxiserfahrungen erlangen möchten. Aber auch Zivildienstleistende melden sich immer wieder für diese Aufgabe. Seit 1999 haben insgesamt 76 Betreuende eine unvergessliche Sommersaison im Infomobil des SNP verbracht und dabei wertvolle Erfahrungen sammeln können. Sie alle haben einen grossen Anteil daran, dass sich das Infomobil zu einem äusserst lebendigen und attraktiven Kommunikationsinstrument entwickelt hat, das aus dem Angebotsmix des SNP nicht mehr wegzudenken ist.
In Zeiten zunehmender Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz ist es uns ein grosses Anliegen, diese Form des direkten Kontaktes mit unseren Gästen auch in Zukunft zu erhalten.