Bei der letzten Tour de Ski im Val Müstair wurden Sie 11. Welches ist Ihr Ziel bei der diesjährigen Austragung?
Meine Spezialdisziplin ist der Sprint, und da möchte ich natürlich auf das Podium!
Sie sind Sprint-Spezialistin, ist es da überhaupt möglich, die Tour de Ski zu gewinnen oder ist das gar nicht das Ziel?
Klar liegt mein Fokus auf den Sprintrennen, denn hier habe ich die Möglichkeit, Rennen zu gewinnen. Gleichzeitig arbeite ich aber sehr hart daran, mich auch als Allrounderin zu etablieren, das heisst, auch in den längeren Distanzen regelmässig in die Top 10 zu laufen. Die Tour de Ski einmal zu gewinnen, wäre natürlich die Krönung!
Auf einer Skala von 1 bis 10 (10 als Bestes), wie gerne mögen Sie die Tour de Ski mit Austragung im Val Müstair?
Bei allen Rennen daheim in der Schweiz ist die Atmosphäre immer etwas ganz Besonderes für uns Athlet*innen. Ich geniesse die grosse Unterstützung sehr, zumal meist auch noch meine Familie und mein Fanclub dabei sind, daher ganz klar: die 10.
Weshalb haben Sie sich auf den Sprint spezialisiert?
Ich habe schon früh festgestellt, dass ich im Sprint ein besonderes Talent habe und im Weltcup vorne mit dabei sein kann. Das hat sich dann mit dem zweiten Platz im Sprint-Weltcup in der Saison 2020/2021 auch bestätigt. Ich mag die Geschwindigkeit, die Taktik und die Spannung in den Finals.
Sprintrennen sind durchaus spektakulär und finden immer wieder auch in Städten statt, war das auch ein Grund für Ihre Wahl?
Ja natürlich, insbesondere bei den Citysprints ist die Stimmung jeweils sehr gut. Der Weltcup-Sieg beim Citysprint in Dresden war in meiner bisherigen Karriere ein absolutes Highlight.
Welche Voraussetzungen braucht eine gute Sprinterin?
Eine gute Schnellkraft und die Fähigkeit, lange an der absoluten Belastungsgrenze zu laufen. Dazu braucht man aber auch taktisches Geschick, das heisst, man muss die Gegner*innen lesen können und den Rennverlauf gut beobachten, stets hellwach sein und, wenn sich eine Chance ergibt, schnell agieren.
Wie unterscheidet sich das Sprinttraining vom klassischen Langlauftraining?
Da ich mir insgesamt zum Ziel genommen habe, in allen Distanzen erfolgreich zu laufen, absolviere ich auch ein ziemliches Allroundtraining.
Und wie sieht Ihr Sommertraining aus?
Im Sommer wechseln die Trainings zwischen Rollskieinheiten, sowie Lauf- und Velotrainings. Insbesondere auf den Rollski verbringe ich viel Zeit. Am härtesten sind jeweils die Intervalltrainings. Dazu bin ich regelmässig im Kraftraum. Insgesamt trainiere ich 80 bis 90 Stunden pro Monat.
Lagen da auch Ferien drin und was machen Sie in den Ferien?
Ich gehe jeweils einmal nach Saisonende in die Ferien und mache anschliessend, über den Sommer hinweg, immer wieder kurze Pausen zur Erholung, das heisst verlängerte Wochenenden irgendwo nicht allzu weit weg. Das lenkt auch den Kopf ab.
Welche Voraussetzungen braucht es überhaupt, um Spitzenlangläuferin zu werden?
Talent und Ausdauer und viel Leidenschaft für den Sport, denn nur dann bringt man die Energie auf, diesen doch sehr harten Sport über Jahre auf einem hohen Niveau zu betreiben.
Weshalb sind Sie Langläuferin geworden, gab es auch noch andere Sportarten, die Sie betrieben haben?
Meine Eltern waren schon immer begeisterte Langläufer*innen und da habe ich die Freude am Langlaufen schon sehr früh vermittelt bekommen. Natürlich gehe ich auch gerne Laufen oder Velofahren, aber das Langlaufen war für mich schon immer eine besondere Kombination aus Kraft und Ausdauer und ich liebe einfach den Sport, draussen, im Winter, in der Natur.
Schaut man Langlaufrennen, sieht man, dass die Leidensfähigkeit besonders hoch sein muss. Hat man die einfach oder kann man die trainieren?
Zu einem gewissen Grad hat man die schon, aber um im Weltcup vorne mit dabei zu sein, braucht es mehr als nur Talent, allem voran viel, viel Training.
Kommt Ihnen die Leidensfähigkeit auch in anderen Bereichen des Lebens zugute?
Ich denke, ich bin insgesamt ein ausdauernder Mensch. Ich kann mich in eine Sache vertiefen und lange konsequent dranbleiben. Das hilft mir auch in anderen Lebensbereichen.
Haben Sie unter den Langläuferinnen eine beste Freundin oder sieht man da vor allem die Konkurrenz?
Grundsätzlich verstehe ich mich mit vielen Kolleginnen im Weltcup sehr gut, und wir haben einen freundschaftlichen Umgang miteinander. Eine beste Freundin habe ich aber in diesem Sinne nicht.
Haben Sie auch Kontakt zu russischen oder ukrainischen Läufer*innen und ist da der Krieg ein Thema?
Nein, mit den russischen Athleten*innen hat man schon aufgrund der Sprachbarriere wenig Kontakt.
Welches sind Ihre Ziele für diese Saison und laufen Sie den «Engadiner» wieder, den Sie 2018 gewonnen haben?
Das Highlight in der kommenden Saison ist für mich die Weltmeisterschaft. Da will ich in Topform sein und um die Medaillen mitkämpfen. Ob ich den «Engadiner» laufen werde, hängt vom Verlauf der Saison ab.
Nadine Fähndrich ist momentan die Schweizer Spitzenlangläuferin. Die starke Sprinterin hat 2021 an den Nordischen Skiweltmeisterschaften gemeinsam mit Laurien van der Graaff die Goldmedaille gewonnen. Auch in Dresden hat sie schon gewonnen, und an den letzten Olympischen Spielen lief sie auf Platz fünf. Den Engadin Skimarathon hat sie ebenfalls schon für sich entschieden und freut sich sehr auf die Tour de Ski.