Nun ist auch noch Sophie zurück und die Familie Badel wieder komplett versammelt in Guarda und Susch. Gemeinsam mit ihren Schwestern Flurina und Tania ist Sophie in Lavin und Guarda aufgewachsen und dann für die Lehr- und Wanderjahre in die Ferne gezogen. 15 Jahre lag ihr Wirkungsfeld im Unterland. Erst absolvierte sie eine Kochlehre, um darauf in verschiedenen Gourmetküchen zu arbeiten. Nach einer Schauspielausbildung entdeckte Sophie dann ihre Leidenschaft für die Bar – respektive für die Arbeit hinter der Bartheke. Leidenschaft und Engagement waren so gross, dass sie 2017 vom Wirtschaftsmagazin Bilanz als Barchefin des Jahres ausgezeichnet wurde. 2020 wurde sie zudem für den Swiss Bar Award nominiert. Auch dem Hotel Teufelhof blieb ihr Talent an der Bar nicht verborgen, weshalb sie dort während vier Jahren als Barchefin amtete.
Dank sei dem Teufelhof
Ihr blieb dafür der aufstrebende Commis im Teufelhof nicht verborgen. Felix Hüfner heisst er, begann vor acht Jahren als Commis, was Jungkoch bedeutet und arbeitete sich bis zum Sous-chef hoch. Schon bald war für die beiden dann klar, dass sie ihre Zukunft gemeinsam gestalten wollten, nicht nur privat, sondern auch beruflich. Und fast wären sie schon 2019 nach Guarda gezogen. Damals kam die erste Anfrage für die Nachfolge von Sina und Didi Gapp in der Crusch Alba. Allerdings hätten die zwei das Haus kaufen müssen, was dann ihre finanziellen Möglichkeiten doch überstieg. Sie hatten aber keine Eile und warteten auf das, was weiter kommen würde. Und es kam wieder die Crusch Alba. Inzwischen hatte es einen neuen Besitzer gefunden, der das Restaurant verpachten wollte.
«Ich habe darauf Felix gefragt, ob er es sich vorstellen könnte, in Guarda zu arbeiten», erklärt Sophie den Entscheidungsprozess. Er konnte. Sie sagten zu und betreiben nun seit dem 11. Juni das Restaurant mitten im Dorf in bester Passantenlage.
Allerdings sei es überhaupt nicht so gewesen, dass sie unbedingt zurück in ihr Heimatdorf und den Schoss ihrer Familie wollte, sagt Sophie. Wie bei den anderen Schwestern sei auch etwas der Zufall im Spiel gewesen. Bislang bereut sie den Schritt aber gar nicht. Erstens habe sie vor etwa 16 Jahren in der Crusch Alba die ersten Erfahrugen im Gastgewerbe gesammelt, und zweitens sind die beiden seit Dezember Eltern eines Sohnes. Da sei es doch von erheblichem Vorteil, wenn die Mutter oder die Schwestern mal hüten könnten, meint die junge Wirtin augenzwinkernd.
Überhaupt sei Guarda ideal, um ein Restaurantprojekt zu starten, meinen die beiden. Basel wäre diesbezüglich ein hartes Pflaster gewesen, es gäbe bereits viele Restaurants, da sei es für Newcomer eher schwierig. Sie hätten mehrere Betriebe öffnen und wieder schliessen sehen, sagen die beiden unisono.
Grossmutters Küche neu interpretiert
Damit das Crusch Alba möglichst lange offen bleibt, setzen die beiden auf ihre natürlichen Stärken. Bei Felix ist das die neu interpretierte Grossmutterküche. Bündner Spezialitäten wolle er als gebürtiger Ulmer nicht machen, sagt er dazu. Selbstverständlich verwendet er aber saisonale und regionale Produkte, am liebsten von umliegenden Bauernbetrieben. Diese setzt er in Schmorgerichten ein, aber auch, wenn er die Fonds und Jus selber herstellt. Am Mittag gibt’s eine einfache Karte, und am Abend finden dann aber schon auserlesene Speisen ihren Weg auf die Karte respektive auf die Tische.
Sophie widmet sich derweil der Gästebetreuung und ihren eigenen Säften und Likören. Zudem schwebt ihr vor, freitags die «Cruschalbar» zu lancieren. Nach dem Essen soll die Barkultur gepflegt werden, durchaus auch mit Negroni aber lange nicht nur. Gut also ist Sophie wieder zurück und hat noch den Felix mitgebracht.