Was haben Robby Naish, Bjoern Dunkerbeck, Marianne und Herwig Schmied gemeinsam? Sie alle sind Surfpioniere der ersten Stunde. Gut, Naish und Dunkerbeck wurden weltberühmt mit ihrer Sportart, bei Herwig und Marianne reichte es immerhin für regionale Bekanntheit.
Allerdings waren auch die Voraussetzungen dieses Quartetts nicht ganz dieselben. Robby Naish wuchs auf Hawaii auf, der Surfmetropole schlechthin, Dunkerbeck immerhin auf Gran Canaria am Meer. Marianne und Herwig, viele wissen es, wohnten und wohnen im Engadin, nicht unbedingt als Surferdestination bekannt, obwohl natürlich der Silvaplanersee …
Robby Naish begann 1974 mit dem Windsurfen, ein Jahr später zog Herwig nach. Erst noch auf dem Tarasper See, wo er mit einer «veritablen Traminsel», einem Brett von Kneissl, wie sich Marianne erinnert, die ersten Versuche machte. Traminsel deshalb, weil das Brett derart gross und schwer war, dass es eben einer Traminsel ähnelte. Die schiere Masse hatte zwar den Vorteil, stabil und praktisch unsinkbar zu sein, allerdings auch schwierig zu manövrieren. Für den Anfang aber war's gut, denn da ging es vor allem darum, auf dem Brett zu stehen und immer wieder das schwere, nasse Segel aus dem Wasser zu ziehen.
1976 also, in Robbys Weltmeisterjahr, stieg dann auch Marianne auf's Brett, nachdem sie mit Herwig zusammengekommen war. Getroffen haben sie sich am Hochalpinen Institut in Ftan, wo beide unterrichteten und der Direktor der Schule «Herr Wig» Marianne vorstellte. Erst später bemerkte sie, dass das nur der Vorname war.
Surfschule am «Insti»
Beide begannen sie nun intensiv zu trainieren, wobei die Vorteile leicht bei Herwig lagen, weil er als Sportlehrer am «Insti» kurzerhand eine Surfschule eröffnete und so quasi während des Arbeitens und entlöhnt trainieren konnte. Marianne fuhr dafür mit ihrem ersten Surfbrett, dem heiss geliebten «Speedy» an den Vierwaltstättersee und trainierte dort intensiv. Selbstverständlich auch bei Föhn. Einmal habe sie der Autobahn entlang an den Startpunkt zurücklaufen müssen, weiss sie noch. War das Speedy bereits deutlich leichter als die «Traminsel», war das Material damals eher noch unhandlich und entwickelte sich erst mit der Zeit zum Besseren, so kam auch das Trapez dazu. Ein «Gstältli», in das die Surfer stiegen, das sich am Segel befestigen liess und ermöglichte, noch härter in den Wind zu liegen. Erfunden hat's übrigens – Robby Naish.
Herwig, als durchaus kompetitiver Mensch, nahm dann auch an den ersten Schweizer Meisterschaften im Surfen auf dem St. Moritzersee teil. Er sei sicher unter die ersten Zehn gekommen, sagt Marianne.
Einmaliges Gefühl
Bald kamen die Kinder, drei Töchter, weshalb «Mama» zu Hause bleiben musste, während Herwig mit der Schülerschaft weiterhin zum surfen fuhr. Doch irgendwann wurden die Kinder grösser und sie fuhren als Familie in die Surfferien. Häufig an den Gardasee oder im Sommer nach Sardinien samt den Kindern. Tatsächlich surfen oder kiten diese alle immer noch, die Jüngste gar hauptberuflich. In den Ferien feilten sie weiter an der Technik, übten Halsen und Wenden und den Wasserstart aber auch Tricks wie den «Head Dip» wo man sich so weit nach hinten lehnen muss, bis der Hinterkopf das Wasser berührt. Doch Herwig feilte nicht nur an der Technik, sondern auch an einem eigenen Brett. 1983 baute er zusammen mit Werner Fischer ein eigenes Surfboard. Dieses hänge heute noch über dem Hauseingang bei ihnen, sagt Marianne.
Noch heute erinnert sie sich mit Freuden an das Gefühl, welches das Surfen ausmachte: «Es ist dann, wenn das Brett Fahrt aufnimmt, die Schaumkrönchen ans Brett schlagen und du in den Wind liegen kannst. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl.» Irgendwann in den 2000er-Jahren liessen die beiden ihre Bretter dann aber für immer im Keller, tauchen aber mit Freuden in die alten Zeiten ab, wenn sie die Fotos aus diesen Zeiten betrachten. Oder Surfvideos mit Naish und Dunkerbeck.