Martina wird extrem unterschätzt respektive von fast allen Leuten umfahren - auf der Umfahrungsstrasse. Schliesslich hat man, wenn man auf der Strasse fährt, entweder schon den Zoll vor Augen und muss sich auf den reibungslosen Grenzübertritt vorbereiten oder man ist, von der anderen Seite herkommend, dermassen erleichtert, wenn man die Grenze reibungslos passiert hat, dass man vor Freude erst mal Gas gibt, bis man den Zoll nicht mehr sieht. Leider sieht man dann auch Martina nicht mehr.
Dabei entgeht einem ein schmuckes Engadinerdorf mit rund 100 Einwohnern. Besonders hübsch sei die auf einem Hügel gelegene und unter Denkmalschutz stehende reformierte Kirche, sagt eine ehemalige Einwohnerin. Die Einrichtung der kleinen Kirche nämlich sei komplett aus Holz und vermittle eine wunderbare Wärme und Ruhe. Auch die Brauerei der Biereria Tschlin befindet sich mittlerweile in Martina. Dies in erster Linie aus logistischen Gründen, weil die Zufahrt einfacher ist, als sie das noch in Tschlin war. Vielleicht hat aber auch die Offenheit der Leute aus Martina eine Rolle gespielt. Die Einheimischen sind immer bereit für einen Schwatz auf der Strasse und geben auch gerne den diversen Langläufern und im Sommer Bikerinnen Auskunft, die auf der Suche nach der Bushaltestelle, einer Verpflegungsmöglichkeit oder einfach dem richtigen Weg sind, also Gästeberatung ganz persönlich, ist der ehemaligen Bewohnerin positiv in Erinnerung geblieben.
Sogar einen Treffpunkt hat das Dorf respektive die Fraktion, die mittlerweile zur Gemeinde Valsot gehört: Den Grenz-Shop am Zoll. Dies auch deshalb, weil das schmucke Restaurant in der Chasa Engiadina schon länger geschlossen hat. Zum Grenz-Shop gehört auch die einzige Tankstelle in Valsot, die von Einheimischen und Durchreisenden sehr geschätzt wird.
Martina ist auch der Anfang bzw. das Ende der rund 20 Kilometer langen Loipe, die entlang des Inns durch abwechslungsreiche Landschaften bis nach Scuol führt. Ein wahres Highlight für die kleine Fraktion ist das Langlaufrennen «Passlung Martina – Scuol», welches dieses Jahr am 13. Februar stattfindet.
Gut, im Winter ist die Sonnenscheindauer im Dorf relativ begrenzt, doch sollte man dies einmal wirklich nicht mehr aushalten, so ist ja die Grenze nahe und also auch andere Länder und Gefilde.