Die naturschützerische Vision der Gründerväter des Schweizerischen Nationalparks (SNP) ist heute aktueller denn je. Doch ein solches Naturexperiment kann nur gelingen, wenn die Nationalparkgäste die bestehenden Regeln kennen, verstehen und auch einhalten. Zum Glück ist dies weitestgehend der Fall. Umfragen haben gezeigt, dass es 95 Prozent der Gäste als wichtig oder sehr wichtig erachten, dass der SNP geschützt ist. Offenbar verstehen sie die Bedeutung der Schutzbestimmungen als Garanten für den langfristigen Erhalt des SNP.
Die Schutzbestimmungen haben sich in der Praxis bewährt. Die Gäste finden sie an jedem Parkeingang, auf Flyern oder auch auf der Website des SNP. Leider kommt es trotz umfassender Information vereinzelt zu Übertretungen. Diese werden durch die Aufsicht gemäss Nationalparkordnung geahndet, was verständlicherweise zu Diskussionen und Ärger führen kann. Umso wichtiger ist es für den SNP, dass die Gäste gut vorbereitet ins Schutzgebiet aufbrechen.
Wegegebot erhöht das Naturerlebnis
21 Routen mit einer Gesamtlänge von 100 Kilometer durchziehen den SNP. Diese markierten Wege dürfen die Gäste nicht verlassen. Dank diesem Wegegebot bleibt der Mensch als Störung für die Wildtiere berechenbar. So halten sich zum Beispiel Hirsche – wenn sie sich sicher fühlen – gerne auf den ehemaligen Alpweiden auf. Dort sind sie für alle leicht zu beobachten und stellen eine Hauptattraktion des SNP dar. Falls jemand die Wege verlässt, führt dies zu grossen Fluchtbewegungen und verdirbt auch anderen Gästen das Naturerlebnis.
Dies Wege des SNP dürfen ausschliesslich zu Fuss begangen werden. Die schnellen Bewegungen der Biker werden von Wildtieren als gefährlich wahrgenommen. Auch sind die Wanderwege an vielen Stellen schmal, ein Nebeneinander zwischen Wanderern und Bikern wäre schwierig. Sehr viele Gäste schätzen es ausserordentlich, dass sie im SNP keine Angst vor heranbrausenden Bikes zu haben brauchen.
Kein Park für Hunde
Wildtiere sollen nicht gestört werden. Aus diesem Grund dürfen Hunde grundsätzlich nicht in den Nationalpark mitgenommen werden, auch nicht an der Leine. Es würde nicht lange dauern, bis der erste Hund (der vermeintlich nicht jagt) der Versuchung nicht widerstehen könnte. Und durch das gegenseitige Anbellen von mehreren Hunden würde das Naturerlebnis für alle Wanderer beeinträchtigt.
In den letzten Jahren ist es im SNP immer wieder zu Störungen durch Drohnen gekommen. Drohnen werden heute zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt. Die meisten Drohnenpilotinnen und -piloten sind sich nicht bewusst, dass ihre Fluggeräte für Wildtiere eine unbekannte Gefahr aus der Luft darstellen. Im SNP sind Drohnen verboten, doch auch ausserhalb des Nationalparks sollten sie nur nach umfassender Abwägung eingesetzt werden.
Alles so lassen, wie es ist
Es dürfen keine Gegenstände aus dem Nationalpark mitgenommen werden, auch der schöne Stein oder das dekorative Stück Holz nicht. Sie bieten vielen Tierarten einen Lebensraum oder Schutz und gehören ganz einfach auch zur Landschaft. Auch das Pflücken von Blumen ist nicht erlaubt. Aus Rücksicht vor Natur und Mitmenschen ist es auch wichtig, keinen Lärm zu machen. Auch wenn ein Alphorn noch so schön tönt, es gehört nicht in den Nationalpark. Dass aller Abfall mitgenommen wird, versteht sich auch ausserhalb des Nationalparks von selbst. Bei über 100'000 jährlichen Gästen braucht es klare Regeln, damit die Natur nicht beeinträchtigt wird. Im SNP hält sich der Mensch für einmal zurück, die Natur hat Vorrang.
Die Nationalparkregeln sind zum Schutz der Natur und für die Förderung ihrer natürlichen Entwicklung geschaffen worden. Das Einhalten dieser Regeln dient heute auch dem Wohle der Gäste. So kann man auf den Wanderwegen die Natur und die damit verbunden Ruhe geniessen, Wildtiere können auch tagsüber beobachtet werden. Bewusste Übertretungen schaden nicht nur der Natur, sie sind auch ein unfaires Verhalten gegenüber allen, die sich an die Schutzbestimmungen halten. Zum Glück sind Übertretungen die Ausnahme, doch leider haben diese in den letzten Jahren zugenommen. Vielen Dank, dass Sie mithelfen, unseren Nationalpark möglichst frei von menschlichen Einflüssen zu halten.