Totholz als bedeutendes Landschaftselement und ökologisch wertvoller Lebensraum in naturbelassenen Wäldern des SNP.
Totholz als bedeutendes Landschaftselement und ökologisch wertvoller Lebensraum in naturbelassenen Wäldern des SNP. © SNP

Unterwegs im Park – die Gäste des Schweizerischen Nationalparks

Selina Gattiker und Sonja Wipf Die Zufriedenheit der Gäste im Schweizerischen Nationalpark ist hoch – ein Grund, den Park auch mehrfach zu besuchen. Das bestätigen die zahlreichen wiederkehrenden Besucherinnen und Besucher auf den Wanderwegen des grössten Schutzgebietes der Schweiz auf eindrückliche Weise.

Im Schweizerischen Nationalpark (SNP) werden in regelmässigen Zeitabständen Gästebefragungen durchgeführt, um die Zusammensetzung, Motivation und Meinungen der Besucherinnen und Besucher zu erfassen und in das Parkmanagement mitaufzunehmen. Nach 2006, 2012 und dem pandemiegeprägten Jahr 2020 wurden zwischen Juni und Oktober 2023 erneut über 1400 Gäste mittels Fragebogen auf Rastplätzen im SNP befragt. Wir präsentieren hier einige der Ergebnisse der Gästebefragung 2023.

«Back to normal» nach der Covid-19 Pandemie?

Im Vergleich zur besonders hoch frequentierten Pandemie-Zeit 2020 nahm die Anzahl der Besuchenden um 35 % ab und pendelt sich damit wieder auf ein Fünfjahresmittel der Jahre vor der Pandemie ein.  Auch in anderen Aspekten zeichnet sich eine Normalisierung der Gästezusammensetzung nach Corona ab. Während die Gäste in der Pandemie-Zeit 2020 im Schnitt jünger, SNP-unerfahrener und mehrheitlich in der Schweiz wohnhaft waren, trafen wir 2023 wieder mehr ältere Wandernde (> 61 Jahre) im SNP an. Zudem stellten wir eine leichte Zunahme an ausländischen Besuchenden von 8 % auf 13 % fest, der Anteil an Gästen aus dem Ausland fiel aber nach wie vor geringer aus als noch 2006 (20 %). Die Ergebnisse der Befragung 2023 bestätigen, dass das pandemiebedingte neue Gästesegment eher eine Ausnahme und keine längerfristige Veränderung der Parkbesuchenden bildet.

Wahrnehmung der Wälder und Totholz im SNP durch Parkgäste.
Wahrnehmung der Wälder und Totholz im SNP durch Parkgäste. © SNP

Neue und wiederkehrende Gäste im SNP

Zahlreiche Gäste besuchten den SNP während der Parksaison 2023 nicht zum ersten Mal. Zwei Drittel der Gäste hatten den Park in den vergangenen zehn Jahren schon mindestens einmal besucht, und etwa die Hälfte dieser Besuchenden war sogar bereits mehr als drei Mal im Park. Während der SNP besonders im pandemiegeprägten Jahr 2020 viele neue Gäste anzog, nahm die Anzahl der erstmaligen Besuchenden im vergangenen Sommer (27 %) wieder deutlich ab. Die Verteilung von neuen und wiederkehrenden Gästen gleicht sich damit wieder an jene der Vor-Corona-Jahre an.

Gäste besuchen nicht nur den SNP, sondern verweilen in der Region

Wie in den früheren Umfragejahren reisten die meisten Gäste aus der Deutschschweiz an. 45 % kamen aus der Region Zentralschweiz, ein Viertel der Gäste ist aus der Region Zürich, 13 % aus dem Mittelland, 9 % aus der Nordwestschweiz, 6 % aus der Ostschweiz und nur sehr wenige aus der Genferseeregion und dem Tessin. Eine positive Entwicklung zeigt sich in der Nutzung der ÖV-Angebote bei der Anreise der Besuchenden in den Park. Obwohl auch 2023 das Privatauto für mehr als die Hälfte der Gäste die bevorzugte Anreisemethode in den SNP war, hat sich der Anteil an Gästen, die mit dem ÖV anreisten, im Vergleich zu den drei vorherigen Befragungen fast verdoppelt (auf 41 %). Das Angebot der Gästekarte der Tourismusdestination Engadin Samnaun Val Müstair (TESSVM), mit welchem der ÖV in der Region gratis benutzt werden kann, scheint damit erfolgreich bei den Gästen wahrgenommen und genutzt zu werden. Diverse Angebote von Fahrtziel Natur wie die «Fahrtziel Natur Pauschale» oder «Einfach für Retour Graubünden» begünstigen diese positive Entwicklung zudem. Fast alle Besuchenden (91 %) bleiben mehrere Tage in der Region. Durchschnittlich übernachteten die Gäste sechs Nächte in der Region, mehr als die Hälfte verweilte zwischen  vier und 14 Tagen. Drei Viertel der Besuchenden wählten dabei eine Übernachtungsmöglichkeit in einer der vier Parkgemeinden. Als Unterkunftsort scheint besonders das Unterengadin beliebt, wobei sich 40 % der Gäste für eine Unterkunft in Zernez entschieden, je etwa 20 % in Scuol und im Oberengadin und 12 % im Val Müstair übernachteten. Dies unterscheidet sich deutlich vom Umfragejahr 2006, in welchem lediglich 17 % der Besuchenden Zernez als Ferienort angaben.

Der SNP als einer von vielen Gründen, die SNP-Region zu besuchen

Für knapp ein Viertel der Gäste ist der SNP entscheidend für ihren Besuch der Nationalparkregion, 23 % wäre nicht in die Region gekommen, wenn es den SNP nicht gäbe. Dabei spielte der hohe Schutzstatus des Parks bei der Wahl des SNP als Ausflugsziel für 60 % eine Rolle. Am häufigsten wurden zudem eine unberührte Natur, intakte Landschaft und die Möglichkeit, Wildtiere zu sehen, als Gründe genannt, die Region zu besuchen. Ebenfalls entscheidend für die Mehrheit der Besuchenden waren das Erleben von Ruhe und Abgeschiedenheit, das angenehme Klima der Region, deren Erreichbarkeit und Destination in der Schweiz. Für nahezu die Hälfte der Gäste spielte die Biosfera Engiadina Val Müstair eine ausschlaggebende Rolle, wobei das Biosphärenreservat häufiger von älteren Besuchenden (> 45 Jahre) als jüngeren Gästen als Besuchsgrund genannt wurde. Im Vergleich zu 2020 ist der Anteil der Gäste, für welche das Biosphärenreservat ein Besuchsmotiv darstellte, um 15 % gestiegen.

Einfluss verschiedener Gründe auf die Entscheidung der Parkgäste, die SNP-Region zu besuchen.
Einfluss verschiedener Gründe auf die Entscheidung der Parkgäste, die SNP-Region zu besuchen. © SNP

Hohe Zufriedenheit der Gäste

Die Gäste zeigten eine hohe Zufriedenheit bzgl. ihres Parkbesuchs. 73 % waren vollauf und 25 % weitgehend zufrieden. Wenige Gäste nannten die Ofenpassstrasse, das Verhalten anderer Besuchenden und das teilweise Fehlen von Toiletten als unbefriedigend während ihres Aufenthalts. Als besonders schön wurden hingegen die Wälder des SNP wahrgenommen. Fast alle Gäste (98 %) stimmten der Aussage zu, dass Totholz Teil eines natürlichen Waldes sei. Im Vergleich zur ersten Befragung vor 25 Jahren, bei welcher Totholz im Wald eher negativ beurteilt wurde, hat sich 2023 die Wahrnehmung der Gäste deutlich verschoben und eine hohe Akzeptanz naturbelassener Wälder etabliert – möglicherweise auch durch entsprechend wirkungsvolle Informations- und Sensibilisierungsarbeit des SNP.

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