Einer der ersten Auftritte, allerdings noch nicht ganz in der heutigen Formation, fand am Chalandamarz-Ball in Lavin vor 12 Jahren statt. Die Freude über die Darbietung war jedoch nicht überall gleich gross. So hätten einige der Gäste die Turnhalle fluchtartig verlassen, erzählen Zeitzeug*innen.
Aufgetreten waren Jon Andri Gaudenz an der Gitarre und Jon Nicolay am Schlagzeug. Und nein, sie spielten keine Volksmusik, sondern Punk – laut und schnell.
Doch die beiden liessen sich von den gemischten Publikumsreaktionen nicht beirren. So schrieben sie sich, gemeinsam mit Arno Valentin, beim Bandprojekt von Bianca Meyer an der Musikschule Scuol ein. Die Scuoler Musikerin, heute als Bibi Vaplan unterwegs, gab damals nicht nur Einzelunterricht, sondern zeigte lernwilligen Schüler*innen, wie man als Band zusammenspielt und Stücke komponiert.
Bandworkshop in der Schule
Mit viel Freude und Eifer waren die drei dabei, bis sie sich irgendwann bereit fühlten und 2015 ihre Band REAT gründeten. Der Bandname ist dabei eigentlich einem Missverständnis respektive Verschreiber geschuldet. Jon Andri entwarf das Bandlogo, vertauschte dabei aber aus Versehen die Buchstaben a und e. So wurde aus RAET, wie die Band ursprünglich heissen sollte, eben REAT. Ein Umstand, der den drei schon damals gefiel und der ihnen immer noch gefällt.
Denn die drei Freunde spielen bis heute zusammen und haben noch Ziele und Träume. Ein Auftritt am Greenfield-Festival ist beispielsweise etwas, das sie noch erreichen möchten. Das Greenfield ist DAS Rock- und Punk-Festival in der Schweiz und ein Auftritt dort, auch auf einer Nebenbühne, der Ritterschlag für die Musiker.
Punkmusik machen die drei noch immer, wenn auch vielleicht nicht mehr gar so schnell und laut wie zu Beginn, dafür mit mehr Musikalität. Hörten sie anfangs vor allem Green Day, Sum 41, NOFX oder andere Punkbands, so hat sich ihr musikalisches Spektrum mittlerweile enorm erweitert und reicht von Beethoven bis zu Death Metal, wie sie sagen.
Auch die Arbeit an ihren Stücken betreiben sie heute intensiver als früher. Damals habe es gereicht, wenn einer mit drei Akkorden angekommen sei und sie dann im Bandraum darüber gerockt hätten, erinnert sich Jon Andri. Heute schriebe jeweils einer – meistens Jon Andri – zu Hause ein Stück oder spiele die Gitarrenlinie am Computer ein und schicke sie dann den anderen zur Weiterbearbeitung. Schon immer haben sie die Stücke selber geschrieben und schon immer singen sie auf Romanisch. Erst sei Englisch ein Thema gewesen, sagt Arno, doch schliesslich hätten sie sich dann für die Muttersprache entschieden, da sie des Englischen alle nicht so mächtig gewesen seien.
Komponieren am Computer
Die halbfertigen Stücke schicken sie auch deshalb hin und her, weil sie mittlerweile nicht mehr in Lavin, Ardez und Sent wohnen und sich nicht mehr rasch im Bandraum in Ardez treffen können. Arno schreinert in Basel, Jon ist Solartechniker in Luzern und wohnt in Sursee und Jon Andri arbeitet als Tiefbauzeichner in Chur, wo er auch wohnt.
Deshalb würden sie den Bandraum nun nach Chur verlegen. Das sei zentraler als Ardez, sagen die drei.
Zudem wären sie da noch etwas näher an den Radiostationen von RTR und Südostschweiz. Nicht unbedingt um diese Sender zu hören, sondern um sich noch nachdrücklicher für eine Aufnahme des einen oder anderen Stückes ins Programm zu bewerben. Bislang seien diese Anstrengungen erfolglos gewesen, sagen sie. Zu hart und zu rockig sei ihre Musik für diese Sender, werde ihnen jeweils mitgeteilt.
Doch Jon Andri, der für die Promotion zuständig ist, lässt sich von Absagen nicht beirren, sondern weiss mittlerweile, dass dies einfach dazugehört. Stattdessen ist er glücklich über Zusagen, die es auch gibt. Gerade diesen Herbst würden sie noch drei oder vier Konzerte spielen, worauf sie sich sehr freuen. Der Nervositätsgrad hinge dabei von der Wichtigkeit des Anlasses ab und auch davon, wie viele Leute, die sie kennen, an die Konzerte kämen. Aber etwas nervös seien sie jedes Mal. So wie damals, am Chalandamarz-Ball in Lavin.