Silvia und Ewald Vonlanthen in ihrem Kräutergarten.
Silvia und Ewald Vonlanthen in ihrem Kräutergarten. © zvg

Kräuter statt Schafe

Jürg Wirth Erst betrieben Silvia und Ewald Vonlanthen einen Bauernbetrieb mit Schafen. Doch 2011 stellten sie komplett auf den Kräuteranbau um. Ein guter Entscheid, wie die beiden auch heute noch finden.

Silvia Vonlanthen ist eigentlich im Garten aufgewachsen respektive in der Gärtnerei. Denn 1947 eröffnete ihr Vater eine Gärtnerei in Ftan, mittlerweile führt diese Bruder Armon. «Als Kinder waren wir immer in der Gärtnerei oder eben auch im Garten», erinnert sich Silvia Vonlanthen. Von daher war es eigentlich naheliegend, dass sie selbst irgendwann mit Kräutern beginnen würde. Allerdings drehte sie vorher noch eine Schlaufe, eine Schafschlaufe gewissermassen. Denn gemeinsam mit ihrem Mann Ewald betrieb sie einen Bauernhof mit Schafen. Ewald arbeitete daneben noch bei den Bergbahnen, und Silvia war entsprechend viel im Stall. Als die Vorschriften zur Tierhaltung strenger wurden, begann sie, sich nach und nach nach einer anderen Einnahmequelle umzuschauen und besann sich dazu auf ihre Wurzeln. Also auf den Garten respektive die Kräuter. 2006 pflanzte sie die ersten Goldmelissen, damals noch im Auftrag. Denn im «Bündner Bauer» wurden Produzentinnen und Produzenten auf über 1400 Meter über Meer gesucht. Kontinuierlich steigerte sie die Anbaufläche bis auf die rund 400 Quadratmeter, die sie heute mit ihrem Mann bewirtschaftet. Parallel zur Anbaufläche stieg auch der Aufwand, weshalb sie 2011 den Entschluss fassten, ganz mit den Schafen aufzuhören.

Goldmelisse und Kornblumen

Ein guter Entscheid sei das gewesen, sagen die beiden rückblickend. Beides zusammen, also Schafe und Kräuter, wäre auch nie gegangen, da viel zu aufwendig.

Nun wachsen auf ihren Feldern, die eigentlich Gärten sind, Pfefferminze, Zitronenthymian, Oregano, Thymian, Salbei, Ringelblumen, Kornblumen, Malven, Goldmelisse oder Edelweiss und andere mehr. Zudem sammelt sie noch Frauenmänteli in der Natur. Aus all den Kräutern und Blumen produziert sie Tee sowie Sirupe. Goldmelisse, Holunder und Malvensirup.

Allerdings ist der Weg zum Tee ein langer und ziemlich beschwerlicher. Säen oder pflanzen, jäten, giessen, ernten, zupfen, trocknen, mischen, verpacken, verschicken gehörten dazu, sagt sie. Für die Arbeiten im Sommer hat sie mittlerweile Hilfen, die sie stundenweise anstellt. Zuvor hätte ihre Mutter noch mitgeholfen.

Und das Geschäft läuft gut, sagt Vonlanthen – vorausgesetzt, man zähle die Stunden nicht. Doch wenn man richtig arbeite, komme immer etwas rein. Sie verkauft ihre Tees, Kräutermischungen und Salze im Volg, in der «Stalletta», ihrem Laden in Ftan oder bis vor Kurzem auch über den Scarnuz. Dies ist eine Organisation, bei der vorwiegend Bäuerinnen Spezialitäten wie Nusstorten, Birnenbrote, Sirups, Konfitüren oder auch Nidelzältli herstellen und diese dann im Scarnuz (Tasche) verkaufen. Allerdings liegt der Scarnuz im Engadin grad auf Eis, da sich niemand finden lässt, der oder die Birnenbrote, Nusstorten oder Konfitüren herstellt. Falls das jemand möchte, kann man sich sofort bei Silvia Vonlanthen melden.

Mit den Goldmelissen hat alles angefangen.
Mit den Goldmelissen hat alles angefangen. © zvg

Viele Leute getroffen

Auch auf den Markt geht Vonlanthen gerne mit ihren Produkten. Im Winterhalbjahr jeweils am Mittwochnachmittag, von 15.00 bis 18.00 Uhr beim Center Augustin in Scuol. Der Markt sei auch gut für die Reklame, so lernen die Leute ihre Produkte kennen. Und die Produzentin auch gerade. Viele schöne Begegnungen und Bekanntschaften habe sie dank dem Markt und ihren Produkten gemacht, sagt sie. Vor allem Gäste interessierten sich stark für ihre Produkte.

Doch die achtfache Grossmutter ist nicht mehr 20, und das Ende ihrer Kräuterkarriere ist deutlich abzusehen, weshalb sie sich um die Nachfolge für in zwei Jahren bemüht. Zwei ernsthafte Kandidatinnen habe sie bereits, freut sie sich. Schliesslich sei ihr Betrieb gut aufgestellt und also durchaus attraktiv zu übernehmen. Nebst den Kräutern näht sie auch noch Schafwoll-Duvets und fertigt Kissen mit Arvenspänen als Füllung. Diese sollen das Schnarchen unterbinden. Bei ihr und Ewald sei das aber nicht nötig, schmunzelt sie.

Ist dann der Betrieb definitiv übergeben, haben die beiden auch wieder mehr Zeit für ihre Hobbys wie Velofahren oder Wandern – oder den Garten. Denn dass sie dort gar nichts mehr macht, ist nur schwer vorstellbar, schliesslich ist sie ja damit aufgewachsen.

stalletta.ch

Silvia Vonlanthen in ihrer Stalletta.
Silvia Vonlanthen in ihrer Stalletta. © zvg

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