Es gibt sie noch, die Snowboarderinnen und Snowboarder, die auf Hardboots setzen und die findigen Tüftler, welche solche entwickeln und produzieren. Bei den Brettsportlern sind die mit den Hardboots vor allem im Alpin-Sektor zu finden, quasi die Kolleginnen und Kollegen von Nevin Galmarini. Aber immer mal wieder erblickt man auch Hardboots auf den Pisten, abseits der Rennen.
Die Produzenten von Hardboots sind normalerweise eher grössere Unternehmen, selten Betriebe mit nur einer Handvoll Mitarbeitenden.
Doch genau ein solches Unternehmen ist das mit Namen Mountain Slope, das aus Jennifer und Hansruedi Ammann besteht und in Sta. Maria zu Hause ist.
Dass die zwei Snowboardschuhe produzieren, ist kein Zufall, dass sie das in Sta. Maria tun, schon eher. Hansruedi Ammann war bis 2010 aktiver und erfolgreicher Alpin-Snowboarder, nebenher aber auch noch Chefmechaniker bei der Garage Thomann AG. Er sei technisch sehr begabt, sagt seine Frau Jennifer, was sie freue, weil er auch die Kaffeemaschine problemlos reparieren könne. Bereits während seiner aktiven Snowboardzeit hat sich Hansruedi für den Aufbau der Bretter und die Zusammensetzung und Montage der Schuhe interessiert. So traf er bereits 2006 erste Abklärungen und machte eine Kalkulation für ein Hardbootprojekt mit neuen Formen. 2009 lernte er seine Frau Jennifer kennen, die aus Ottawa in Kanada stammt und in der Schweiz und Deutschland als Englischlehrerin unterwegs war. Damit begann dann auch der Start zu ihrem gemeinsamen Schuhprojekt. Dazu suchten sie als Erstes die Produktionsbetriebe aus, welche laut Jennifer alle um Treviso in Italien liegen. Ist also diese Gegend nicht nur die Heimat des Proseccos, sondern auch zahlreicher Hardboots. Das Granulat für die Schuhe hingegen kommt aus der Schweiz, von der Ems-Chemie.
Vom Mechaniker zum Polizisten
Doch erst brauchte Hansruedi einen neuen Job. Mechaniker wollte er nicht mehr sein, den grossen Milchbetrieb der Eltern im Toggenburg nahm er ebenfalls nicht, stattdessen absolvierte er die Ausbildung zum Polizisten. Danach liess er sich ins Val Müstair einteilen, weil er die Gegend noch aus der Zeit seiner Snowboardtrainings kannte, die er oft auf dem Stelvio verbrachte.
Ja, und gleichzeitig machten sie sich an die Entwicklung des neuen Snowboard-Hardboots. 2015 konnten sie bereits den Online-Shop aufschalten mit den ersten Produkten, dem F2-Bindungsbügel und Schnallenkabel. 2016 fanden sie einen Investor und konnten in die richtige Produktion einsteigen. Seither wuchs die Produktion kontinuierlich an. 90 Prozent der Männer im Snowboard-Alpin-Weltcup würden mittlerweile ihre Schuhe tragen, sagt Jennifer, die fürs Marketing zuständig ist. Seit Sotchi sei das Alpin Snowboarden neu in Schwung gekommen, denn dort hätten die Russen ziemlich viel gewonnen. Überhaupt seien Amerika, Asien und Russland wichtige Märkte für sie, denn die seien zunehmend am Wachsen. Damit sie nicht nur mit Schuhen wachsen müssen, weiten die beiden ihr Sortiment aus und bieten auch Taschen für die Boots, Snowboards für Kinder und solche für Erwachsene an. Herzensangelegenheit der beiden bleiben aber ihre neu entwickelten Schuhe.