Beginnt Alessandro Folini über seine Passion zu erzählen, kommt er ins Feuer. Der sonst eher ruhig und abgeklärt wirkende Mann redet dann fast ununterbrochen. Einer seiner zentralen Punkte im Leben sind Hunde. Nicht irgendwelche Kuschel- oder Kampfhunde, sondern primär Personenspürhunde sowie seit geraumer Zeit auch Herdenschutzhunde. Hunde also, welche für eine bestimmte Aufgabe vorgesehen und eingesetzt werden.
Was aber auf den ersten Blick wirkt, als wäre es schon immer so gewesen, nämlich Folinis Beziehung zu Hunden, war durchaus nicht immer so, sondern hat wachsen und sich Raum verschaffen müssen. Aufgewachsen ist Alessandro Folini in Chur und Malans, in einer Familie, in der es schon immer viele Tiere gab, nämlich Pferde oder auch schon Hunde. Trotzdem war seine Beziehung zu den Vierbeinern damals noch nicht so eng – oder sagen wir – nicht von Arbeit geprägt. Als Kind besass er einen Spaniel, mit diesem hatte er es vor allem lustig. Später dann, als er alleine wohnte, lebte er ebenfalls mit vielen Tieren zusammen, darunter auch Reptilien. Irgendwann kam er dann aber wieder sprichwörtlich auf den Hund, zog von Malans erst ins Unterland, wo er nach Abschluss der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern sowie Spezialausbildungen in Informatik begann, Informatik für KMU zu unterhalten. Vom Unterland zog er dann, nun gemeinsam mit seiner Frau, erst ins Bündner Oberland, danach ins Unterengadin nach Sent und zuletzt nach Lüsai ins Val Müstair, wo er heute noch lebt.
Zertifizierter Hundeinstruktor
Aus der Liebe zu Hunden folgte der Schritt zur professionellen Ausbildung als zertifizierter Hundeinstruktor. Nach deren erfolgreicher Absolvierung begann er damit, Einzelstunden zu geben, womit die Basis für seine Passion, welche mittlerweile auch schon etwas Beruf, aber sicher Berufung ist, gelegt war. Er ist mandatierter Experte beim Amt für Landwirtschaft und Tiergesundheit des Kantons Graubünden für die kynologischen Ausbildungslehrgänge sowie für die Einsatzbereitschaftsüberprüfung von Herdenschutzhunden im Kanton.
Heute hat er keinen Spaniel mehr, sondern drei einsatzfähige Bluthunde. Bluthund bedeutet aber nicht, dass dieser Hund seine Beute bis aufs Blut hetzt, sondern dass diese Rasse ursprünglich als von «Edlem Blute» bezeichnet wurde, weil diese Hunde nur dem Adel für die hohe Jagd vorbehalten waren. Heute dienen die Hunde der Polizei und einigen Rettungsorganisationen als Spezialisten bei der Vermisstensuche.
Folini selber setzt seine Hunde jedoch als Personenspürhunde beim eigenen gemeinnützig-freiwilligen Rettungshunde-Verein ein. Dabei will er nicht irgendwelche Bösewichte oder dergleichen stellen, sondern vermisste Menschen finden, dies als Unterstützung der lokalen Einsatzkräfte. Ein Personenspürhund sucht die Vermissten aufgrund des Individualgeruchs, anders als zum Beispiel ein Geländesuch- oder Lawinenhund, der nach Witterungen sucht. So genügt dem Hund ein Geruchsmuster der zu suchenden Person. Dieses wird mittels einer sterilen Gaze von einem Kleidungsstück genommen. Danach sucht der Hund die Abgangsspur, heftet die Nase auf den Boden und verfolgt die Spur konzentriert so lange, bis die Person gefunden ist. So der Idealfall, leider trifft der nicht immer ein, und ab und an finden sie die Person auch nicht mehr, sind aber zumindest richtungsweisend für andere Rettungshundeteams.
Hunde gut sozialisieren
Bis ein Personenspürhund einsatzfähig ist, dauert es drei bis vier Jahre. Das Training beginnt schon bei den Welpen und Junghunden. Als Erstes geht es um eine solide Sozialisierung und Umweltgewöhnung der Hunde. Dazu sollte der kleine Vierbeiner regelmässig mit anderen Hunden und mit Menschen zusammen sein sowie an unterschiedliche Umwelteinflüsse gewöhnt werden – alles positiv und spielerisch. So wird seine natürliche Neugier, aber auch seine Zurückhaltung oder Unsicherheit vor Artgenossen, Menschen und Umwelteinflüssen positiv beeinflusst. Und nur so ist ein gesellschaftskonformer, «normaler» Umgang mit Mitmenschen und Hunden möglich. Kein Wunder also, dass Hundeinstruktor Folini nach wie vor ein überzeugter Verfechter von gut strukturierten Hundekursen ist – auch für diejenigen hinter der Leine – also die Menschen, wohlverstanden.
Nicht nur, weil Hunde seine Passion sind, sondern weil sie seit Jahrtausenden den Menschen begleiten, ihm zur Seite stehen, ihm helfen und auch viel Herz und Wärme zurückgeben können.