Angela Chappatte, mit Remo Largo ist kürzlich eine Koryphäe in der Entwicklungsforschung der Kinder- und Jugendmedizin gestorben. Welche Bedeutung hat er für Sie?
Remo Largo ist ein grosses Vorbild. Er hat die Kindermedizin stark geprägt und die grosse Spannbreite der Normalität erklärt. Das ist wichtig, um Eltern Sicherheit zu geben. Kein Kind ist wie das andere, und es gibt vieles, das normal ist.
Früher gab es kaum Ärzte mit dem Etikett Jugendmedizin.
Tatsächlich hat man sich lange auf das Kindesalter konzentriert. Es zeigt sich jedoch, dass auch Jugendliche in der Pubertät spezielle Bedürfnisse haben.
Sie sind Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Wo gibt es Schnittpunkte mit der Erwachsenenmedizin?
Schnittpunkte stellt man etwa bei Kindern mit chronischen Erkrankungen fest. Dabei strebt man einen fliessenden Übergang in die Erwachsenenmedizin an, beispielsweise bei Krankheiten wie der zystischen Fibrose oder dem angeborenen Herzfehler. Wir haben bei solch schweren Erkrankungen viel über die Kindermedizin dazugelernt. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Jedes Kind sollte in der Schweiz Zugang zu zeitgemässer kinderärztlicher Versorgung haben.
Gibt es in der Gruppenpraxis spezielle Einrichtungen für Kinder? Stellen Sie sich in weissen Hosen vor oder im Clownkostüm?
Die Räumlichkeiten bei uns sind unverändert. Ich brauche ein kleineres Stethoskop für die Säuglinge. Oft benutze ich Spielsachen für Entwicklungsuntersuchungen, auch Bücher. Bei Blutentnahmen oder Impfungen wirken Seifenblasen ablenkend. Solche Ablenkungsmassnahmen stammen aus der medizinischen Hypnose. In diesem Gebiet sehe ich noch viel Potenzial. Wir tragen farbige T-Shirts, oft auch bunte Schuhe oder bunte Socken.
Heute ist auffallend oft von kindlicher Vorsorgeuntersuchung die Rede.
Die Nachfrage ist gross, ja. Das war aber schon immer so. Kindervorsorge heisst vor allem, Entwicklungs- und Gesundheitsprobleme möglichst früh zu erkennen. Beispiele können Herzgeräusche sein, Augenprobleme oder die frühkindliche Hüftgelenksfehlstellung. Vorbeugen, sprich Prävention, ist ein gewichtiger Teil in der Kindermedizin.
Warum sollte zum Beispiel ein Kind mit Kopfweh oder Darmbeschwerden zur Kinderärztin gehen?
Es geht um das Einordnen der Symptome, was je nach Alter schwierig sein kann. Hier spielt die Erfahrung eine grosse Rolle. In gewissen Altersgruppen können Erkrankungen häufiger auftreten. Eine Blinddarmentzündung zum Beispiel ist beim Säugling eine Rarität, tritt aber beim Schulkind häufig auf. Zudem können psychosomatische Ursachen, gerade bei Bauch- oder Kopfschmerzen, eine Rolle spielen. Dabei werden das System Familie und der Entwicklungsstand des Kindes in die Betrachtung einbezogen. Verknüpfungen und Warnzeichen gilt es wahrzunehmen. Werden bei der Untersuchung des Kindes mögliche organische Probleme festgestellt, erfolgt die Überweisung an den Spezialisten.
In der Region war ein Aufatmen spürbar, als eine Kinderärztin angekündigt wurde.
Ja, die Nachfrage ist vorhanden, und ich höre oft, dass man froh sei über das Angebot. Das hängt wohl auch mit der etwas anderen Herangehensweise an die jungen Patienten zusammen. Wir nehmen uns etwas mehr Zeit und nutzen andere Zugangswege. Erfahrung ist vertrauensfördernd.
Die Arztpraxis Bogn Engiadina Scuol bietet ein ausgesuchtes Spektrum an medizinischer Diagnostik auf den Gebieten: Innere Medizin, Hausarzt-, Familien- und Allgemeinmedizin; Gynäkologie und Geburtshilfe; Gastroenterologie (Magendarm-Erkrankungen); manuelle Medizin; Kinder- und Jugendmedizin; Arztpraxis für das Therapie- und ambulante Rehazentrum Bogn Engiadina.
arztpraxis-scuol.ch