«Ich wollte immer schon Bauer werden, Metzger eigentlich eher weniger», erzählt Lorenz Tschenett. Trotzdem lernte der Münstertaler erst Metzger bei Hatecke in Scuol. «Es hat sich damals einfach nichts ergeben, wo ich als Bauer hätte tätig sein können», begründet er seine Berufswahl. Und ja, gefallen hat ihm der Beruf schon auch. Die Abwechslung habe es ausgemacht, sagt er. Im Betrieb in Scuol konnte er alles machen, vom Schlachten des Tieres, über das Zerlegen, bis hin zum Wursten. Fertigkeiten, die ihm heute wieder sehr zupass kommen, doch dazu später noch mehr.
Denn nach abgeschlossener Lehre öffnete sich dann doch ein Türchen ins von ihm so gewünschte Bauernleben. Ein Onkel von ihm, ein Bauer, kämpfte mit schweren Rückenproblemen, weshalb dieser seinen ursprünglichen Beruf an den Nagel hängen musste. Des einen Leid, des anderen Freud, und Lorenz konnte beim Betrieb des Onkels einsteigen, was dann auch diesen wiederum freute.
Damit er dereinst auch direktzahlungsberechtigt sein würde und auch wegen des vermittelten Wissens, absolvierte er die Zweitausbildung als Landwirt am Plantahof in Landquart. Bereits 2006 konnte er den Betrieb des Onkels pachten und vier Jahre später hat er ihn gekauft, inklusive des anderen Onkels. Denn den Betrieb führten die beiden Onkel zusammen, also übernahm Lorenz den Hof mitsamt des anderen Onkels.
Bauer mit Freude …
Ihm gefalle alles am Bauern, sagt er und seine Augen leuchten. Zudem sei sein Betrieb ein echter Familienbetrieb, wo Frau Tatjana tatkräftig und die Töchter Emely und Andrina immer mehr mithelfen. Seit sechs Jahren betreibt er auch noch vermehrt Ackerbau, vor allem Sommerweizen säe er an.
Nichtsdestotrotz liess er das Metzgerhandwerk nie ganz ruhen. Erst arbeitete er noch aushilfsweise bei Hatecke mit, dann richteten die Tschenetts in Valchava eine Wildverarbeitung ein. Schon damals schwebte aber der Neubau der Bacharia über der kleinen Wildverarbeitung. «Wir erhielten die Bewilligung zur Wildverarbeitung primär unter der Auflage, dass wir dies nur so lange tun dürfen bis die neue Bacharia in Betrieb sei», erklärt Tschenett. Denn schon zu Beginn der Planungsphase war klar, dass Lorenz diesen Betrieb dereinst pachten und betreiben würde.
… Metzger auch
Seit April diesen Jahres ist das nun tatsächlich der Fall und der Pächter und Betreiber führt stolz durch sein neues Reich. Dieses führt er mit seiner Frau Tatjana und unterstützt von einem Mitarbeiter. Tatsächlich kommt die Bacharia überschaubar und praktisch daher, mit Schlachterei und Verarbeitungsraum für Direktvermarkter. Tschenett bezahlt rund 50 000 Franken Pachtzins jährlich, so ist das jedenfalls ausgemacht. Sollten sich die Zahlen allerdings anders entwickeln, als im Businessplan vorgesehen, wären beim Zins schon Anpassungen möglich, gibt sich der Pächter überzeugt.
Doch bislang scheint das kein Thema zu sein, da der Betrieb anständig läuft. 83 Stück Grossvieh seien bisher geschlachtet worden und 48 Stück Kleinvieh. 46 Bauern gäbe es im Tal und bislang hätten diese seinen Betrieb gut unterstützt, freut sich Tschenett. Im September kommt dann die Jagd, wo Tschenett ebenfalls auf gute Resultate hofft. Wie der Stand tatsächlich ist, wird sich Ende September zeigen, wenn die Zahlen vom ersten halben Geschäftsjahr vorliegen.
Denn obwohl er fast lieber Bauer ist, möchte er den Metzgerberuf nie aufgeben.