Das Erntedankfest – la festa la da racolta – im Val Müstair kann mittlerweile auf eine siebzehnjährige Tradition zurückblicken und wird jeweils einem aktuellen Thema gewidmet.
Eine viel längere Geschichte in der Chronologie Graubündens weist unser Kanton auf: Im späten Mittelalter ist Graubünden ein komplexes Gebilde. Adlige und geistliche Gebietsherrscher haben das Sagen und tragen oft Fehden untereinander aus. Dagegen wehren sich die erstarkenden Gemeinden und Widerstand kommt auf. Um Frieden und Sicherheit zu schaffen, werden drei Bündnisse geschlossen. Im Jahre 1524 schliessen sich diese drei Bünde (Grauer Bund, Gotteshausbund und Zehngerichtebund) zusammen und bilden ab da ein eigenständiges Staatswesen. Der Freistaat Gemeiner Drei Bünde, Vorläufer des heutigen Kantons, entsteht.
Bundstag
Im Freistaat der Drei Bünde waren die Bundstage die wichtigsten Versammlungen und bildeten die höchste politische Instanz. Zur Erinnerung und in Anlehnung an diese historischen Bundstage finden in verschiedenen Gemeinden des Kantons Volksfeste statt und auch das Organisationskomitee des Erntedankfestes hat dies zum Anlass genommen, den diesjährigen Erntedank als Bundstag zu begehen. Der Festakt 500 Jahre Freistaat der Drei Bünde / Bundstag und das Theater 500 Jahre Freistaat der Drei Bünde mit dem Titel «Spranza chi vegnan meglders temps!» sind die dieser Erinnerung gewidmeten besonderen Höhepunkte des Tages.
«Spranza chi vegnan meglders temps» (Hoffen auf bessere Zeiten)
Unter der Regie von Chasper Ans Gaudenz, bestens bekannt aus der letztjährigen Inszenierung des Freilichttheaters in Müstair «Girunvalla (Geierwally), wird das von E. und M. Schleich geschriebene Theaterstück von den Theatergruppen Val Müstair und vier Bauern aus dem Tal am Erntedankfest aufgeführt. Das Stück widerspiegelt die Zeit nach dem Bündnis, die auch ihre Schattenseiten hatte. Der Bund konnte aus verschiedenen Gründen weder Freiheit noch Frieden garantieren. Es brauchte immer wieder Bemühungen, ihn zu erneuern, auch heutzutage. Die Aufführung findet im Freien auf der Wiese in Valchava statt und dauert 30 Minuten. Der Eintritt ist frei.
Tradition
Das Erntedankfest in Valchava ist weitherum als farbenprächtiges und lustiges Volksfest bekannt und zieht Feriengäste, Tagesbesuchende und Einheimische in seinen Bann. Ein ökumenischer Gottesdienst im Freien als Danksagung für die Ernte des Sommers macht den Auftakt, gefolgt von einem bunten Festumzug und fröhlichem Markttreiben im ganzen Dorf. Der festlich geschmückte Ort, die feinen regionalen Spezialitäten aus dem Tal und den benachbarten Talschaften, musikalische Darbietungen und ein Kinderprogramm machen das «festa da la racolta» zu einem unvergesslichen Tag.
