Es begab sich zu der Zeit, als die Bilder noch nicht überall farbig über die Fernseher flimmerten und die Fussballteams in «dunklen Trikots» oder «von links nach rechts» spielten. Damals, genauer gesagt in den 70er-Jahren, gab es eine Spielshow, die hiess «Spiele ohne Grenzen». Darin traten Teams aus verschiedenen Ländern Europas gegeneinander an. Meist ging es für ein Team darum, irgendwelche Dinge rennend über glitschige Unterlagen zu bringen, während es das gegnerische Team davon abzuhalten versuchte. Hindernisläufe und Geschicklichkeitsparcours waren ebenfalls hoch im Kurs.
«Und 1977 hat Scuol ein Team gestellt» erzählt Dani Bächtiger bei einem flüchtigen Treffen. Der gebürtige Zürcher Oberländer lebt bereits seit 1974 in Scuol und kann sich noch gut an den Ausflug nach Doetinchem in Holland erinnern, wo die Spiele ausgetragen wurden.
Auch Herwig Schmied, ehemals Leiter von Andor Fitness, kommt ins Schwärmen. «Scuol wurde ausgewählt, ein Team zu stellen.» Erst habe man den damaligen Turnlehrer Michel Rauch angefragt, ob er die Truppe trainieren könnte. Michel wollte lieber nicht und fragte seinerseits Herwig an, der damals erst seit kurzer Zeit in Scuol war. Und Herwig wollte, schliesslich hatte er damals gerade als Turn- und Sportlehrer im Hochalpinen Töchterinstitut Ftan begonnen.
Strenge Selektion
Als Erstes musste er selektionieren, denn es meldeten sich mehr Interessierte für das Team, als darin Platz gehabt hätten. So überlegte sich Schmied verschiedene Disziplinen, wie beispielsweise ein stillstehendes Kiesförderband hochzurennen oder mit einem Leintuch um den Hals im Reschensee zu schwimmen. Jede Disziplin gab Punkte und die Gesamtbesten durften schliesslich mit. Es waren dies: Gisep, Theo und Otto Biert, Mina Carl, Aita Roner, Lendart Uhlen, Robert Hüberli, Dani Bächtiger, Eveline Dirren, Seraina Parolini (heute Planta), Constant Sarott und Emil Tall. Ein Hüne von einem Mann habe die Selektion nicht geschafft, erinnert sich Schmied, und bei Bekanntgabe des Entscheids bitterlich geweint.
Der damalige Gemeindepräsident Armon Campell habe die Reise organisieren lassen, und die Gemeinde habe die Kosten übernommen. Erst seien sie mit dem Bus von Scuol nach Zürich gefahren und von dort über Kopenhagen nach Doetinchem. Schmieds persönliches Highlight war, dass seine Frau Marianne, die er damals erst seit Kurzem kannte, mit einer Freundin im Golf GTI den ganzen Weg von Scuol bis Doetinchem gefahren sei und sie erst noch gefunden habe. Noch heute freut er sich darüber.
Zweiter Rang
Der Wettkampf verlief dann durchaus erfreulich. «Zweite sind wir geworden, geschlagen in der letzten Spielrunde», bilanziert Schmied.
Eine super Woche sei das gewesen, sagt Schmied. Wohl hätten sich die einzelnen Teammitglieder erst gar nicht so gut gekannt, doch alle hätten vollen Einsatz gegeben und sich von den Spielen überraschen lassen. Und ja, auch der gesellige Teil kam nicht zu kurz. «Wir haben gefeiert ohne Ende», sagt Schmied. «Und ohne Grenzen», bleibt da nur noch anzufügen.