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Mythen und Fake-News zur Covid-19-Impfung

Die Impfkampagne des Bundes vom 8. bis 14. November hat viele Impfzögerer überzeugt, sich vor dem Winter noch impfen zu lassen. Rund um die Covid-19-Impfung kursieren aber immer noch viele Mythen, Gerüchte und Falschmeldungen.. Dr. med. Joachim Koppenberg, Chefarzt und Leiter des Krisenstabs des Gesundheitszentrums Unterengadin, macht den wissenschaftlichen Faktencheck.

Herr Koppenberg, kann der mRNA-Impfstoff das menschliche Erbgut verändern?

Grundsätzlich nein. Wenn wir von menschlichem Erbgut sprechen, dann meinen wir damit die DNA als Baustein des Erbguts im geschützten Zellkern. Die verwendete messenger-RNA dringt aber nicht in diesen Zellkern vor und ist letztlich nur eine Art Bauplan, um gezielt Proteine des Virus in unserem Körper zu produzieren. Das passiert übrigens auch, wenn der Patient einen echten Kontakt mit dem Virus hat, so dass die Reaktion des Körpers identisch ist wie bei einer echten Corona-Infektion. So kann der Körper lernen, wie das Coronavirus aussieht. Das Immunsystem kann dann das Coronavirus mit grosser Wirksamkeit unschädlich machen, falls die geimpfte Person in Zukunft mit dem Virus in Kontakt kommt.

Kann die Impfung die Fruchtbarkeit beeinflussen?

Diese Fehlinformation begleitet leider jede neue Impfung. Aber auch die Covid-19-Impfung hat keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Die Impfung ist sicher. Sie ist auch sicher, wenn eine Frau bald oder in Zukunft schwanger werden möchte. Sie hat auch keinen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung der Plazenta oder den Verlauf einer künftigen Schwangerschaft. Eine Frau kann die Impfung zu jedem Zeitpunkt ihres Menstruationszyklus erhalten. Sie kann sich auch impfen lassen, wenn sie stillt.

Es macht doch keinen Sinn, sich impfen zu lassen, wenn der Impfstoff ohnehin nicht gegen neue Virusvarianten wirken wird?

Alle Viren verändern sich auf natürliche Weise, solange sie in der Bevölkerung zirkulieren. Nach aktuellen Erkenntnissen bieten die zugelassenen mRNA-Impfstoffe einen Schutz vor allen bisher bekannten Virusvarianten. Erste Daten zeigen allerdings, dass der Schutz vor einer Infektion mit der aktuellen Virusvariante Delta, leicht reduziert ist. Wichtig ist jedoch, dass der Schutz vor einem schweren Verlauf der Krankheit nicht beeinträchtigt ist. Solange es Menschen gibt, die nicht vollständig geimpft sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine neu auftretende Variante sich verbreiten kann, grösser. Je mehr Personen geimpft sind, desto mehr kann der Einfluss von solchen Varianten verkleinert werden.

Ein Impfstoff, der so schnell entwickelt und getestet wird, kann nicht sicher sein.

Die Forschung rund um die mRNA-Technologie war bereits vor der Pandemie in vollem Gange, sie hat vor über einem Jahrzehnt begonnen. Dabei ging es aber nicht um die mRNA selbst, da diese ja ein Naturprodukt ist, sondern v.a. um die «Verpackung» der mRNA - wie bei der Schutzhülle eines Medikaments. Da die mRNA innert weniger Stunden im Körper abgebaut wird, musste eine Technologie entwickelt werden, wie die mRNA zu den Zellen kommen kann, bevor sie abgebaut wird – das ist die eigentliche technologische Neuerung. Die globalen Auswirkungen der Pandemie schufen ein aussergewöhnliches Umfeld, um Impfstoffe so schnell auf den Markt bringen zu können. Die verschiedenen Phasen der klinischen Zulassungsstudien wurden ausserdem parallel und nicht wie üblich nacheinander durchgeführt. So konnte viel Zeit gespart werden. Alle in der Schweiz zugelassenen und empfohlenen Covid-19-Impfstoffe haben ein starkes Sicherheitsprofil und eine hohe Wirksamkeit und werden während ihrer Verwendung weiterhin überwacht.

Dennoch sind mRNA-Impfstoffe neu und niemand kann heute sagen, welche Spätfolgen sie haben könnten.

Zunächst muss nochmals festgehalten werden, dass die mRNA innert weniger Stunden, wenn die Botschaft an die Zelle übermittelt ist, vom Körper abgebaut wird und somit und langfristig keine Folgeschäden machen kann. Danach passieren nur noch Reaktionen im Körper, die der Körper auch durchläuft, wenn er sich mit dem echten Virus infiziert. Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist von der langfristigen Sicherheit der mRNA-Impfstoffe, die derzeit in der Schweiz zugelassen und empfohlen sind, überzeugt. Wir wissen von anderen Impfstoffen, dass die meisten unerwünschten Impferscheinungen kurz nach der Impfung auftreten. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind sehr selten und würden sich hauptsächlich in einem Zeitfenster von Tagen bis Monaten nach der Impfung zeigen. Inzwischen haben viele Hundert Millionen Menschen weltweit den Impfstoff erhalten und die allermeisten hatten danach keine Probleme.

Wie gehen Sie mit Ängsten und Sorgen um?

Natürlich müssen alle Ängste und Sorgen ernst genommen werden und deshalb empfehle ich bei weiteren Fragen entweder ein individuelles Gespräch mit dem Hausarzt oder einen unserer Impfärzte Dr. Martin Büsing oder Dr. Reto Tissi. Es kann jederzeit auch nur ein Termin zur Beratung in unserem Impfzentrum vereinbart werden.

Weitere Informationen:
www.bag-coronavirus.ch oder www.cseb.ch

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