Die Eröffnung des neuen Nationalparkzentrums am 31. Mai 2008 stellte einen Quantensprung in der Nationalparkgeschichte dar. Die Fläche der Dauerausstellung ist mit 680 m2 rund fünf Mal grösser als im alten Nationalparkhaus. Vier grosse Räume vermitteln seither ein ganz neues Ausstellungserlebnis. Auch der neu eingeführte Audioguide stellte eine echte Innovation dar und präsentiert die Inhalte auf süffige Weise in fünf Sprachen.
Der Drache von Macun entwickelte sich schnell zu einem der Markenzeichen der Ausstellung. Manch kleine Besucherin und Besucher duckt sich auch heute noch voller Ehrfurcht unter dem fauchenden und rauchspeienden Ungetüm hindurch. Umso befreiender der selbst gesteuerte Flug auf dem Rücken eines Bartgeiers über das Nationalparkgelände – 2008 beinahe eine technische Sensation.
Und wie oft wurden die fünf Hirschgeweihe an der Geweihdrehorgel wohl schon im Kreis herumgeschickt? Das Suchspiel des Tannenhähers hat so manchen Gast zum Verzweifeln, aber gleichzeitig auch zum Staunen gebracht.
Zwei Bundesräte und über 300‘000 Besuchende
Gleich am Anfang der Geschichte des Nationalparkzentrums stand seine Eröffnung durch Bundesrat Moritz Leuenberger. Einer der ersten, damals neu einwandernden Bären überreichte ihm den Schlüssel höchstpersönlich.
Das neue Angebot zog die Gäste in Scharen an. Im ersten Jahr waren es sagenhafte 43‘000 Eintritte. Die Gäste schätzen den Erlebnischarakter der Ausstellung, der einen entdecken und staunen lässt. Dass sich die Besucherfrequenz über die Jahre nicht auf diesem hohen Niveau halten konnte, entspricht dem natürlichen Produktlebenszyklus. In den letzten Jahren besuchten durchschnittlich 20‘000 Personen die Ausstellung.
Zur Hundertjahrfeier des Schweizerischen Nationalparks (SNP) stattete mit Doris Leuthard 2014 eine weitere Bundesrätin dem Nationalparkzentrum einen Besuch ab. Die Besucherzahlen erhielten durch die zahlreichen attraktiven Jubiläumsaktivitäten einen willkommenen temporären Aufschwung.
Stetiger Jungbrunnen: Sonderausstellungen
Während die Dauerausstellung in den vergangenen 14 Jahren nur punktuelle Änderungen erfuhr, sorgten bisher 17 Sonderausstellungen für stetig frischen Wind. Dabei prägten sich einzelne Exponate und Themen fest ins Gedächtnis ein. Wer erinnert sich nicht an den ungeraden 24-Ender aus der Val Pülschezza im Rahmen der Rothirschausstellung 2016?
Die Ausstellung «Expedition 2 Grad», bei der mittels 3D-Brille eine hautnahe Zeitreise in die Vergangenheit und Zukunft des Aletschgletschers möglich war, bewegte Massen und Gemüter. Sie war sogar Thema in der Hauptausgabe der Tagesschau. Mittlerweile ist sie an der Weltklimakonferenz COP26 im Kryosphäre-Pavillon in Genf angekommen.
Während die meisten Sonderausstellungen von externen Naturmuseen umgesetzt wurden, konzipierten die Mitarbeitenden des SNP einzelne Ausstellungen auch in Eigenregie. Häufig wurden bestehende Ausstellungen auch um einen Nationalparkteil ergänzt. So auch bei der gegenwärtigen Ausstellung zum Rotfuchs. Hier informieren fünf neu gestaltete Tafeln erstmals auf breiter Basis über das aktuelle Rotfuchsprojekt des SNP. Dabei erhalten die Gäste Einblick in die Methoden und bekommen teilweise überraschende Erkenntnisse. Diese Ausstellung ist noch bis 12. März 2022 geöffnet.
Die stetig wechselnden Sonderausstellungen spielen auch bei der Vermittlungsarbeit des SNP eine wichtige Rolle. Zahlreiche einheimische Schulklassen profitieren jeden Winter während mehreren Wochen von thematischen Workshops im Nationalparkzentrum. Mittlerweile haben über 4000 Schülerinnen und Schüler inklusive Kindergarten spannende Stunden im Nationalparkzentrum erlebt.
Neuinszenierung ab Juni 2023
Seit drei Jahren arbeitet das Kommunikationsteam des SNP zusammen mit der Agentur Groenlandbasel intensiv an einer kompletten Neuinszenierung des Nationalparkzentrums. Das Ausstellungskonzept richtet sich dabei konsequent auf die Besonderheiten und die Einzigartigkeit des SNP aus. Ganz analog dem Claim «echt wild». Es steht eine veritable Tabula rasa an.
Die bisherige Dauerausstellung ist noch bis 30. Oktober 2022 zu erleben. Nach den Umbauarbeiten ist die Neueröffnung auf den 3. Juni 2023 geplant.
Nutzen Sie die Gelegenheit also nochmals, die Alpen zu falten, in den Gletscher einzudringen, das Ohr an den Findling zu halten, mit dem Steinschmätzer nach Afrika zu fliegen und die Kugel durchs Netzwerk Natur zu schicken. Zeit für Nostalgie – aber Sie dürfen sich auch jetzt schon auf ganz viel Neues freuen.