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Klimafitte Destinationen: Anpassung und Chancen im Alpinen Tourismus

Sven Berchtold Der Klimawandel mit seinen verschiedenen Herausforderungen wie häufigere und intensivere Starkniederschläge, Hochwasser und steigende Temperaturen bietet auch Chancen für den Tourismus. Beispielsweise können eine längere Sommersaison und angenehme Sommertemperaturen (Sommerfrische) den Sommer-, aber insbesondere auch den Herbsttourismus weiter stärken. «Graubünden ist ein Tourismuskanton. Indem wir uns proaktiv an die sich verändernden klimatischen Bedingungen anpassen, legen wir den Grundstein für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der teilnehmenden Destinationen.» Martina Hollenstein, Auftraggeberin des Projektes seitens Graubünden Ferien. Durch eine proaktive Anpassung und innovative Angebote wird mit dem Projekt «Klimafitte Destinationen» die ersten Weichen für eine Minimierung der Risiken und die Nutzung möglicher Chancen aufgezeigt. In einem ersten Schritt wurde zunächst ein Grundlagenbericht der Firma planval erstellt, welcher die aktuelle klimatische Situation und die verschiedenen Auswirkungen für unsere Region beschreibt.

Der Klimawandel und seine Veränderungen

Die Region Engadin Samnaun Val Müstair ist ebenso wie der Rest der Schweiz vom Klimawandel betroffen. In Scuol gab es beispielsweise in den 1970er-Jahren praktisch keine Hitzetage (1), so sind es heute im Schnitt bereits sieben pro Jahr und in einigen Hitzesommer bereits 15 Hitzetage. Weiter hat sich auch die Vegetationsperiode seit 1901 um etwa 30 Tage verlängert. Davon profitieren insbesondere höhere und kühlere Lagen wie unsere Region. Wichtige Grundlagen sind in unserer Region auch bereits vorhanden, zum Beispiel das integrale Wassermanagement.

Aber auch der Winter ist betroffen. Die Anzahl der Tage mit Schneebedeckung hat sich in den Tallagen (unter ca. 1400 Metern) innerhalb der Destination seit den 1960er-Jahren um ca. 20 % reduziert, und die Tage mit einer Schneedecke von mehr als 20 Zentimeter um 30 %. In Scuol hat die durchschnittliche Anzahl Schneetage mit einer Schneedecke grösser als einem Zentimeter von etwa 130 – 140 Tagen pro Jahr in den 1970er-Jahren auf heute etwa 100 – 120 Tage abgenommen, was etwa einer Abnahme von 20 % entspricht. Die Erwärmung führt auch dazu, dass die Frosttage (2) beispielsweise im Val Müstair seit den 1970er-Jahren um 20-30 % abgenommen haben. «Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich in allen Sektoren, daher braucht es auch ganzheitliche Lösungen.» Raphael Portmann, Autor des Klimascan

Anpassung an den Klimawandel: Handlungsbedarf und Chancen

Das Projekt «Klimafitte Destinationen» hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur die Risiken des Klimawandels zu analysieren, sondern auch die Chancen für den alpinen Tourismus zu identifizieren und zu nutzen. «Wer die sich bietenden Chancen früh zu nutzen weiss, wird mit Sicherheit Wettbewerbsvorteile erzielen». Ueli Hug, Projektleiter der «Klimafitten Destinationen».  

Die Anpassung an den Klimawandel und die Förderung des Ganzjahrestourismus gewinnen an Bedeutung. Ziel ist es, den Tourismus nachhaltig zu gestalten und das ganze Jahr über attraktiv zu bleiben. Die Veränderung des Klimas ist aber nicht nur ein touristisches Thema, sondern betrifft alle Lebensbereiche unserer Region. Deshalb wurde an zwei Workshops mit den verschiedenen Partnern aus den Bereichen der Hotellerie, Forst, Gemeinden, den Pärken, den Bergbahnen und weiteren touristischen Partnern eine Betroffenheitsmatrix erstellt. Als Nächstes werden im Januar Massnahmen definiert, und diese werden wiederum am 20. März 2025 um 16.00 Uhr im Kulturraum des Bogn Engiadina der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Dazu laden wir Sie gerne ein.

(1) Ist die meteorologisch-klimatologische Bezeichnung für Tage, an denen die Tageshöchsttemperatur 30 °C erreicht oder übersteigt.
(2) An einem Frosttag liegt die Minimaltemperatur unter 0 °C.

Das Projekt «Klimafitte Destinationen» wird von Graubünden Ferien als Trägerin und Innotour finanziell unterstützt und in Zusammenarbeit mit den Destinationen Engadin Samnaun Val Müstair, Lenzerheide und dem vorderen Prättigau durchgeführt. Die operative Projektleitung obliegt externen Experten*innen von planval, Mounteco und Explorafutura.

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