Die Schlitrada in Lavin.
Die Schlitrada in Lavin. © zvg
Ein paar in der traditionellen Kleidung bei der Schlitrada.
Ein paar in der traditionellen Kleidung bei der Schlitrada. © zvg

Als es in Lavin noch eine Schlitrada gab

Jürg Wirth Zwei lebenserfahrene Laviner erinnern sich an eine alte Tradition, die mittlerweile nicht mehr existiert: die Schlitrada.

Die Schlitrada, das war ein ganzes Ritual. Da kamen die Burschen im Schulhaus oder in der Turnhalle zusammen und machten untereinander aus, wer als Erster eine Begleiterin einladen durfte. Später fand die Verlosung dann auch im Wirtshaus statt. Als Mädchen hatte man keine Ahnung, wie die Buben das abgemacht hatten und wie die Mädchen zugelost wurden. Jedenfalls hat es dann jeweils schon ziemlich geknistert und alle waren auch vorher aufgeregt. 

Am Tag der Schlitrada gab es einen festgelegten Ablauf, den man unbedingt einhalten musste. Der Bursche ging zu den Eltern des Mädchens nach Hause und lud sie offiziell ein. Das musste quasi von den Eltern erst bewilligt werden. Es war dann auch Brauch, dass Schnaps aufgetischt wurde, wenn der Bursche vorbeikam und am Tag der Schlitrada ebenfalls.

Nach der Einladung kamen die Mädchen zusammen und bastelten Papierrosen, um die Pferde zu schmücken. Denn die Mädchen waren zuständig für die Dekoration und die Burschen für Pferd und Schlitten.

Am Tag der Schlittenfahrt kamen erst alle Burschen mit ihren Schlitten auf dem Dorfplatz zusammen, und es gab auch noch einen Vorreiter hoch zu Ross. Danach fuhren sie alle mit ihren Schlitten zu den Mädchen nach Hause und holten sie ab. Man traf sich dann wieder auf dem Dorfplatz und los ging's. Einmal fuhren wir nach S-chanf, einmal nach Ftan. Mit mir war der Chasper Egler. Das war aber jedes Jahr anders. Es ist gut möglich, dass daraus auch Ehen entstanden sind, aber das kann ich nicht so sagen. Denn das war auch schon die Zeit, als sie ins Ausland gingen oder ins Unterland und dann ein Mädchen von dort heirateten. 

Jedenfalls ging man da irgendwo hin, trank Glühwein und ass Biscutin, und am Abend musste man den Burschen noch zum Znacht einladen. Nach dem Znacht ging man ins Weisse Kreuz, dort war Barba Jon mit der Handorgel und eine Fränzli-Musik, und dann hat man die ganze Nacht durchgetanzt. 

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