Die Geschichte der Musik und ihrer Vereine

Jürg Wirth In akribischer Arbeit ist Curdin Brunold aus Ardez, selbst begeisterter Musiker und ehemaliger Dirigent, der Geschichte der Musikvereine und deren Auftritte an den kantonalen und regionalen Musikfesten nachgegangen und hat dazu ein umfassendes dreisprachiges Werk geschrieben.

«Herr Meyer ist verpflichtet, vom 15. November 1876 bis Ende März 1877 zu unterrichten und dies drei Tage in der Woche, d. h. eine Privatstunde täglich jedem (Musikanten) und am Abend eine Generalprobe für alle.

Das Gehalt ist auf CHF 12.00 pro Woche festgesetzt und es wird für Brennholz gesorgt während dieser Zeit (bis vor die Haustüre).

Der Verein verpflichtet sich, Herrn Meyer nicht vor dem vereinbarten Termin zu entlassen.»

Die geneigte Leserschaft wird erkannt haben, dass es hier grundsätzlich um Musik geht, auch wenn das Ganze schon eine Weile zurückliegt. Ansonsten wäre es ja kein Fall für die Rubrik «Sast amo». Konkret geht es um die «Societed da Musika Aclas» (Cinuos-chel-Brail) und ihren Kapellmeister Fritz Meyer. Damals waren die Kapellmeister, wie die Dirigenten damals hiessen, Mangelware und konnten nur durch Entlöhnung angelockt werden, wie eben der Herr Meyer. 

Jahrelange Arbeit

Herausgefunden respektive diese Tatsachen den Tiefen der Archive entlockt hat dies alles Curdin Brunold aus Ardez. Selbst ehemaliger Kapellmeister oder eben Dirigent der Musikgesellschaft Concordia Ardez, begeisterter Trompetenspieler, ehemaliger Präsident der Bezirksmusikkommission und ehemaliges Mitglied der kantonalen Musikkommission. Und seit neuestem Autor des Buches «Geschichte der Musikvereine Engadin, Samnaun, Val Müstair, Val Poschiavo, Bregaglia von 1850 bis 2020.» Aus besagtem Buch stammt oben erwähnte Geschichte.

Doch dies ist nur eine unter vielen, so ist daselbst auch nachzulesen, dass Gianna Vital-Janett aus Ardez im Jahre 1973 die erste diplomierte Blasmusik-Dirigentin schweizweit war, Alexandra Demarmels im Jahre 2007 die Musikgesellschaft St. Moritz dirigierte und Spielführerin beim Militärspiel war. Dass die Mitmusikanten Anton Mettier 1884 aus der Musikgesellschaft Brail-Cinuos-chel ausschlossen, weil dieser anlässlich eines Festes damit drohte, dem Dirigenten mit dem Bass den Kopf einzuschlagen. Ein schönes Müsterchen stellt auch die Tatsache dar, dass die Jugendmusik ROM Sta. Maria-Valchava anlässlich ihres Besuchs bei den Schweizergarden 2004 eine Audienz bei Papst Johannes Paul II. bekam.

Das Schönste ist aber das ganze Buch an sich. In jahrelanger Kleinstarbeit hat Curdin Brunold in Archiven recherchiert, mit aktiven und ehemaligen Musikantinnen und Musikanten gesprochen, alte Musikprogramme und Zeitungen durchforscht und all diese Eindrücke und Schnipsel nach und nach zu diesem beeindruckenden Werk zusammengetragen. Darin geht er auf die Geschichte und Entwicklung des Musikbezirks 1 ein, spannt den Bogen zu den Bezirksmusikfesten im Engadin, Val Müstair und Poschiavo, geht weiter zu den kantonalen Musikfesten im Engadin, fokussiert auf die Beteiligung der Musikvereine aus dem Bezirk 1, um schliesslich den nicht mehr existierenden Vereinen und den Jugendmusiken ebenfalls noch ein Kapitel zu widmen. 

Ein wahres Mammutprojekt, das Brunold in Eigenregie mit Unterstützung seiner Frau Anna Chatrina von der Organisation der Finanzierung bis zum Verlag und Verkauf hartnäckig durchgezogen hat und dass die Herzen der Freundinnen und Freunde der Blasmusik in der hiesigen Gegend höherschlagen lässt. Die vielen Originalprogramme, Ausschnitte und Fotografien laden zum Eintauchen in längst vergangene Musikzeiten und zum Schwelgen in Erinnerungen. Auf dass die Musik und all die Vereine in der Region selber nie Erinnerung werden, sondern noch lange aktiv zum kulturellen Leben des Tals beitragen können.

Zu kaufen für CHF 20.00 gibt es das Buch bei Curdin S. Brunold, Suot Vi 191, 7546 Ardez, 079 366 13 01 oder c.brunold@bluewin.ch

Reise der Musica ROM Sta. Maria - Valchava nach Rom und Besuch von Papst Johannes Paul II.
Reise der Musica ROM Sta. Maria - Valchava nach Rom und Besuch von Papst Johannes Paul II. © Meinrad Meier

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