Wir leben in ungewöhnlichen Zeiten. Was heute noch galt, ist morgen nicht mehr. Die Zukunft, sie findet zwar statt, nur ist sie noch ungewisser als sonst schon. Schöne Gewohnheiten wie ein Händedruck oder eine Umarmung, sie sind geschmolzen wie Eis an der Sonne.
Gerade deshalb bildet das Thema respektive dessen Inhalt unsere Zeit präzise ab. Eis wirkt und ist fest und hart, bildet die schönsten Formen und Figuren, bis die Sonne kommt oder im besten Fall sich der Eiswürfel im Drink auflöst. Dann wird er zu Wasser und davon hat’s ja in Scuol auch ziemlich viel. Und nicht nur irgendwelches Wasser, sondern mitunter die weltbesten respektive wirksamsten Mineralwasser, so jedenfalls sahen das die Experten früher. Mit dieser Einschätzung befeuerten sie den ersten Tourismus in der Gegend, der bald zur grossen Blüte führte und illustre, wohlhabende Gäste aus ganz Europa und der halben Welt anlockte. Stumme und leider verfallende Zeitzeugin ist die Trinkhalle in Nairs. Diese zu retten, diesem Ziel hat sich der Verein Pro Büvetta verschrieben, deren Präsident, Christian Müller sagt, wie er dies bewerkstelligen will.
Doch mit dem wahrscheinlich besten Mittel in und gegen unruhige Zeiten wartet Otmar Derungs auf. Er setzt auf fixe Grundstrukturen, um dann über sie zu improvisieren. Sei es in der Musik, wo er sich auf das Gerüst des Blues stützt, um sich darüber auszutoben oder in der Malerei, wo er seit Jahren Bilder mit gleichen Motiven malt, um diese dann immer wieder leicht zu variieren.
In die weite Welt hat es ihn nie gezogen, ihm genügt seine nahe Umgebung. Diese allerdings betrachtet er genau und findet immer wieder Neues. Wenigstens das ist fix.