Der Rundblick von der 230 m über der Talsohle gelegenen Ruine Balcun At ist unwiderstehlich.
Der Rundblick von der 230 m über der Talsohle gelegenen Ruine Balcun At ist unwiderstehlich. © Mayk Wendt

Der letzte Burgherr von Balcun At

Annelise Albertin Auf der östlichen Seite gegenüber dem Kloster St. Johann in Müstair, oberhalb des Val Brüna, liegt auf einem Felsvorsprung die Burgruine Balcun At (Hohenbalken).

Vom Dorf aus ist die Ruine gut zu sehen, weil eine Schweizer Fahne über der Anlage weht. Umgangssprachlich spricht man in Müstair auch vom «Chastè marsch» (verfaulte Burg). Vermutlich im 12. oder 13. Jahrhundert erbaut, diente die Burg, wie angenommen wird, der Familie Carl von Hohenbalken als Wohnsitz. Die Familie war von höherem Stand, stand sie doch in bischöflichen Diensten und mehrere Äbtissinnen im Kloster stammten von ihr ab.

Um ebendiese Burg kursiert die Sage, nach welcher der letzte Burgherr von Balcun At, Jacuan Defalaris, auf schaurige Weise ums Leben kam. Der Erzählung nach musste ein Bräutigam seine Braut am Abend des Hochzeitstages zum Burgherrn von Balcun At führen. Am Morgen danach konnte er sie wieder abholen. Jacuan Defalaris unterhielt auch eine Liebesbeziehung zu einer Nonne im Kloster, die er regelmässig nachts besuchte. Als er wieder einmal um Mitternacht zum Kloster kam und die Klosterkirche betrat, war diese voller Menschen, die eine Totenmesse sangen. Auf seine erstaunte Frage, für wen denn diese Totenmesse gesungen werde, antworteten ihm die Leute: «Für Jacuan Defalaris». Voller Grauen verliess Jacuan Defalaris eilig die Kirche, bestieg sein Pferd und floh zu seiner Burg. Auf dem Weg dorthin wurde er von zwei wilden schwarzen Hunden in Stücke gerissen.*

Heute sind nur noch Mauerreste von der Burganlage zu sehen, die jedoch vor rund 25 Jahren freigelegt und saniert wurden, ebenso der Zugangsweg zur Burg hinauf. Die herrliche Aussicht auf das Dorf Müstair und ins benachbarte Südtirol lässt den rund 45-minütigen steilen Aufstieg zur Ruine rasch vergessen.

 

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