«Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl!» Chasper Ans Gaudenz auf dem «Kibo», dem Kilimandscharo-Massiv in Tanzania.
«Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl!» Chasper Ans Gaudenz auf dem «Kibo», dem Kilimandscharo-Massiv in Tanzania. © Chasper Ans Gaudenz

Hoch hinaus

Annelise Albertin Ararat, Olymp, Djebel Toubkal und Kilimandscharo. Er hat diese Gipfel alle bestiegen, aber er liebt auch die Berge seiner Heimat. Die Rede ist von Chasper Ans Gaudenz aus Fuldera im Val Müstair, pensionierter Oberstufenlehrer, Theaterregisseur, Zeichner und Weltenbummler.

«Ich liebe es, ferne Länder mit meinem Motorrad zu bereisen und an schönen Orten auf interessante Berggipfel zu steigen», sagt der 67-jährige Vater von vier Kindern und mittlerweile Grossvater von sechs Enkeln. «Der Kilimandscharo war fest in meinen Reiseplänen verankert, den besteigt man nicht einfach so, das muss organisiert werden.» Der «Kibo», wie ihn die Einheimischen nennen, in Tansania/Afrika hat eine Höhe von knapp 6000 m ü. M. und ist Anziehungspunkt für viele Alpinisten. Es ist aber nicht erlaubt, im Alleingang hinaufzusteigen, nur in einer geführten Gruppe mit Guides und Trägern. Chasper Ans Gaudenz fuhr im Sommer 2023 mit seinem Motorrad nach Afrika, den Kilimandscharo im Visier. Das Motorrad musste er in Athen in ein Flugzeug verfrachten, wusste dabei nicht, ob es gut und heil in Nairobi ankommen würde. In Afrika stellte er bald fest, dass sein schweres Motorrad den afrikanischen unebenen Sandstrassen wenig gewachsen war und wünschte sich, er hätte eine leichtere Maschine gehabt. Nach einer abenteuerlichen Fahrt gelangte er an den Fuss des Kilimandscharo. In einer Dreiergruppe mit zwei Frauen aus Aserbaidschan, begleitet von zwei Guides, einem Koch und neun Portern erreichte er in fünf Tagesetappen den ersehnten Gipfel. «Um zwölf Uhr nachts starteten wir vom letzten Lager bei Minustemperaturen auf dem steilen Weg zum Gipfel, den wir um sechs Uhr früh erreichten. Das Erlebnis ist unbeschreiblich, Afrika liegt dir zu Füssen», schwärmt er.

Der «Zürcher»

«Dieses Glücksgefühl erlebe ich auch auf den heimischen Bergen», betont Chasper Ans, gerne auch auf Skitouren. Er sei eigentlich ein «Zürcher» gewesen, meint er lachend. Die ersten fünf Lebensjahre hat er in Strada verbracht, sein Vater war dort Grenzwächter. Die Familie zog dann nach Kloten, wo er bis zur 3. Klasse die Schule besuchte und sich durch und durch als «Zürcher» fühlte. Die Rückkehr nach Strada als Zehnjähriger bereitete ihm wenig Freude, aber er lebte sich wieder ein und begann, das Engadin und die Berge zu lieben. Nach dem Lehrerseminar und diversen Lehranstellungen im Kanton Graubünden erhielten er und seine Frau Anita 1983 den Lehrauftrag für die Kleinklasse im Val Müstair. Das war der Grundstein zur späteren Ausbildung am Heilpädagogischen Seminar in Zürich. Nach zehn Jahren Kleinklassenlehrer im Tal absolvierte Chasper Ans eine Ausbildung zum Oberstufenlehrer in Solothurn und unterrichtete ab 1993 bis zur Pensionierung als solcher im Val Müstair.

Der Theaterregisseur

Schon im Lehrerseminar begeisterte sich der vielseitige junge Mann für das Theater. Die Studierenden erhielten jeweils drei Gratiseintritte für eine Theatervorführung. Da viele seiner Kommilitonen keine Verwendung dafür hatten, hamsterte er alle diese Eintritte und besuchte möglichst viele Theatervorführungen. Im Val Müstair trat er der Theatergruppe Terzal d’Aint bei und führte nach einem einmaligen Schauspielauftritt immer Regie. Als Regisseur hat sich Chasper Ans Gaudenz im Tal und darüber hinaus einen Namen gemacht mit dem Stück «Girunvalla» (Geierwally), welches als Freilichtspiel im Sommer 2023 in Müstair aufgeführt wurde. Und jetzt gerade stecken er und seine Schauspieler mitten in den Proben zum Theaterstück «spranza chi vegnan meglder temps», welches zur Feier «500 Jahre Freistaat der Drei Bünde» anlässlich des Erntedankfestes am 6. Oktober in Valchava aufgeführt wird. «Das Spannende an dieser Aufführung ist, dass vier Bauern aus dem Tal mitspielen, die keine Schauspieler sind», weckt er das Interesse für diese Inszenierung. Wir dürfen gespannt sein.

Der Zeichner

Chasper Ans führt Tagebuch, es umfasst inzwischen zehn Bände. Es ist kein gewöhnliches Tagebuch, denn er illustriert seine Erlebnisse und kommentiert die Szenen mit kurzen, markanten Sätzen, oft nur Worten. Drei bis vier Ereignisse pro Woche werden so regelmässig über die Jahre hinweg als Illustrationen festgehalten. Der Betrachtende wird mit bunten, prägnanten Zeichnungen durch das Leben von Chasper Ans geführt, eine beeindruckende Reise, mit viel Fantasie und Begabung dargestellt. Wer die Talzeitung «Mas-chalch» im Val Müstair liest, findet auf der letzten Seite regelmässig eine zum Thema der jeweiligen Ausgabe passende Illustration, gezeichnet von Chasper Ans Gaudenz.

 

Sie sei noch nie im Ausland gewesen, sagt die Kellnerin auf Sansibar, Tansania.
Sie sei noch nie im Ausland gewesen, sagt die Kellnerin auf Sansibar, Tansania. © Chasper Ans Gaudenz

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