Lü ist das kleine Dorf auf der Sonnenterrasse des Val Müstair auf 1920 M.ü.M. Hier steht an der Dorfstrasse am Ortsausgang die heutige Chasa Sassalba, welche vor mehr als dreihundert Jahren von der Familie Gross als Bauernhaus gebaut wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts übernahm Armand Gross, der Urgrossvater der heutigen Generation, den Bauernbetrieb und das Haus von seinen Vorfahren.
Es war eine schwierige Zeit, von der Unsicherheit rund um den Ersten Weltkrieg geprägt. Aber Armand Gross war ein rühriger, junger Bauer, der sich von den widrigen Umständen nicht beirren liess. In der «stüva» des Bauernhauses betrieb der weitsichtige Mann eine kleine Kaffeestube. Noch heute sind die Spuren der Bänke zu sehen, die rundherum den Holzwänden entlang standen. Die gemütliche Arvenstube mit dem beeindruckenden Ausblick auf die imposanten Berge des Tales, vom Piz Dora bis hinüber zum italienischen Ortlermassiv, ist in seiner Urigkeit erhalten geblieben und man fühlt sich zurückversetzt in jene Zeit, als hier damals wie heute gesellige Gemeinschaft und Gastlichkeit gelebt wurde. Auch wenn über die Jahre hinweg das Bauernhaus den Annehmlichkeiten der Neuzeit wie elektrischem Licht, warmem Wasser und Heizung angepasst wurde, ist sein ursprünglicher Charakter erhalten geblieben. Heute gehen hier Feriengäste ein und aus, die alten Balken und knarrenden Dielen erzählen jedoch eine jahrhundertealte Familiengeschichte.
Das Wohnhaus wurde damals über den Stall gebaut. Daneben befand sich der Heuschober und eine Remise. Dort befindet sich heute das Café «La Jucca», eigentlich ein gedecktes Freiluft-Café, denn die alten Bretterwände wurden in ihrem Urzustand belassen, und manchmal pfeift der Wind durch die Ritzen. Die neue Besitzerin, Anna Maria Bott, ist die Mutter der Urenkel von Armand Gross, und damit bleibt das alte Haus in Familienbesitz. Die neue Hausherrin gab dem Haus den Namen «Chasa Sassalba», benannt nach dem auf dem Weg zum Piz Terza gelegenen Hochplateau Sassalba mit den beiden kleinen Seelein.
Anna Maria Bott ist eine Künstlerin, Kräuterhexe und sehr auf Nachhaltigkeit bedacht. Von ihrem Vater, Jon Bott, dem Pionier der Mühle Mall in Sta. Maria, hat sie die Liebe zum Erhalt des bäuerlichen Handwerks und alter Gebrauchsgegenstände geerbt. Auf Schritt und Tritt begegnet man im heutigen B&B Chasa Sassalba dieser Vorliebe. Aufgetischt wird vorwiegend Hausgemachtes, Regionales und Eigenkreationen wie die weitherum bekannte Nusstorte mit der selbst gezeichneten Etikette. Trotz der Neubestimmung des alten Bauernhauses ist dessen Ursprünglichkeit in allen Bereichen erhalten geblieben.